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»Wissen der älteren Mitarbeiter nutzen«

Dr. Marga Pröhl spricht über die Auswirkungen des demographischen Wandels

Herford (HK). Eine alternde Gesellschaft bedeutet zugleich eine alternde Belegschaft. Bis 2020 wird es in Deutschland mehr über 50-jährige Erwerbstätige geben als unter 30-Jährige. Was bedeutet das für die Arbeitsabläufe in einer Verwaltung, in einem Unternehmen? Wie lässt sich die Zusammenarbeit von künftig mehr älteren und weniger jungen Mitarbeitern organisieren? Mit diesen Fragen beschäftigte sich am Donnerstagabend Dr. Marga Pröhl.

Die Referatsleiterin der Abteilung Verwaltungsmodernisierung im Bundesinnenministerium hielt auf Einladung des Kreises einen Vortrag mit dem Titel »Auswirkungen des demographischen Wandels auf das Personalmanagement im öffentlichen Sektor.« 80 Zuhörer begrüßte Landrätin Lieselore Curländer im Kreishaus.
Mit einem gängigen Klischee räumte Dr. Pröhl gleich zu Beginn auf. »Hinter die Aussage, dass ältere Mitarbeiter nicht so leistungsfähig sind wie jüngere, würde ich ein dickes Fragezeichen setzen.« Zwischen der Arbeitsleistung Älterer und Jüngerer bestünden keine signifikanten Unterschiede. Untersuchungen belegten dies. »Sagen sie einem Reinhard Mohn mal, dass ältere Unternehmer weniger innovativ sind«, sagte Dr. Pröhl, die unter anderem 15 Jahre für die Bertelsmann-Stiftung tätig war. Das Wissen Älterer müsse gesichert werden, auch indem altersgemischte Teams gebildet und Methoden des Wissenstransfers entwickelt werden.
Auch an der Kreisverwaltung wird der Prozess der alternden Belegschaft nicht spurlos vorüber ziehen. Bereits heute sind mehr als 46 Prozent aller Mitarbeiter zwischen 45 und 59 Jahre alt. Damit vor dem Hintergrund des demographischen Wandels die Mitarbeiter in Verwaltungen bestmöglich eingesetzt und motiviert werden können, hat Dr. Marga Pröhl einen »Werkzeugkasten« entwickelt. Darunter versteht die Wissenschaftlerin Instrumente, mit denen auf eine künftig ältere Belegschaft reagiert werden sollte. So müsse jede Verwaltung eine Bestandsanalyse durchführen, um einen Einblick zu gewinnen, wie alt die Belegschaft im Durchschnitt in zehn Jahren sein wird. Ein weiteres Instrument im Personalmanagement sei die Potentialanalyse. Dabei müsste unter anderem geklärt werden: Was kann der einzelne Mitarbeiter?, Welche zusätzlichen Qualifikationen hat er erworben?
Weitere wichtige Aspekte seien Investition in die Qualifizierung von Mitarbeitern sowie in die Gesundheitsförderung. Laut Studie des Innenministeriums gehen im öffentlichen Dienst etwa 30 Prozent der Frühverrentungen nach Erkrankungen auf psychische Krankheiten zurück. Hier müsse auch die Verantwortung der Mitarbeiter für die eigene Gesundheit gestärkt werden.
Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Landrätin Lieselore Curländer bedankte sich bei Dr. Pröhl für den spannenden Vortrag sowie bei Ralf Meistes, Redaktionsleiter des HERFORDER KREISBLATTes, für die Moderation des Abends.

Artikel vom 10.03.2007