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Jetzt kommt Kursim

SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Ellebracht tritt ab

Rheda-Wiedenbrück (dibo). Den Fraktionsvorsitz niederlegen und aus der zweiten Reihe arbeiten? Nie und nimmer. Horst Ellebracht ist konsequent. Am 18. März geht er in den politischen Ruhestand.

Sein Nachfolger wurde am Mittwoch »mit großer Mehrheit« und als einziger Kandidat gewählt: Dirk Kursim (41), seit 2001 Mitglied der SPD, seit 2004 Ratsvertreter, verheiratet, Vater von zwei Kindern, Wahl-Rheda-Wiedenbrücker. Der gebürtige Bielefelder weiß einen der ganz Erfahrenen als Vize neben sich: Peter Berenbrinck. Pressesprecherin ist die für Horst Ellebracht in das Gremium nachrückende Sozialdemokratin Agnes Wellkemper.
Kursims große Ziele: Den Reethus-Umbau als ein von allen Bürgern getragenes Projekt realisieren (zu dem Thema gibt es noch keinen Fraktionsentscheid) und vor allem die Wenneberschule erhalten, eventuell als Verbundeinrichtung. Die Grundschule solle, so der bei der »Arbeit Plus in Bielefeld GmbH« beschäftige Diplom-Verwaltungswirt, als zweizügige Einrichtung erhalten bleiben. Man müsse den Eltern eine langfristige Planungssicherheit bieten, erklärte Kursim am Freitag. Eine solche Schule gehöre in die Innenstadt.
Horst Ellebracht, an dem die Kommunalwahlschlappe von 2004 mit vier verlorenen Ratssitzen immer noch nagt - »für den katastrophalen Ausgang trage ich die größte Verantwortung« - wäre an jenem Abend am liebsten sofort zurück getreten. Ellebracht: »Das war der schlimmste Tag meiner Laufbahn«. Aber dann überzeugten ihn die Genossen, noch zweieinhalb Jahre dranzuhängen. Die sind jetzt um.
Horst Ellebracht, Jahrgang 1939, blickt denn doch zufrieden auf seine politische Vergangenheit: Die 15 Jahre als Fraktionsvorsitzender seien »ohne Wenn und Aber« eine schöne Zeit gewesen. Er gebe das Amt freiwillig ab (»Ich dachte, ich würde leichter darüber hinweg kommen«) und wolle nicht warten, bis andere diese Entscheidung für ihn treffen. 27 Jahre lang war er Ratsmitglied, absolvierte rund 950 Fraktionssitzungen, stieg bereits 1975 in den Gütersloher Kreistag ein. Top-Ereignis seiner politischen Laufbahn sei die Landesgartenschau 1988 gewesen. Dass Rheda-Wiedenbrück kurz davor stehe, ein eigenes Jugendamt aufzubauen, sei nicht zuletzt der Hartnäckigkeit der SPD zu verdanken.
Natürlich ist das Reethus ein großes Thema für Horst Ellebracht (sicher auch nach dem Eintritt in den Ruhestand): Nur mit dem großen Umbau nebst absteigendem Gestühl sieht er die Zukunftsfähigkeit der Stadthalle gesichert. Stolz ist er auf den Willy-Brandt-Platz mit Erinnerungsstele, den die SPD finanziell zu schultern in der Lage war. Jetzt gab's noch eine Ruhebank dazu, auf der Horst Ellebracht wohl das eine oder andere Päuschen einlegen wird...

Artikel vom 10.03.2007