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»Der sieht gut aus -
und macht gute Musik«

Grand-Prix-Starter Cicero kommt an in Bad Oeynhausen


Von Matthias Band
Bad Oeynhausen (WB). Roger Wer? Nicht alle können mit dem Namen des Gewinners vom Grand-Prix-Vorentscheid schon etwas anfangen. Doch denjenigen Bad Oeynhausenern, die Swingsänger Roger Cicero am Donnerstagabend im Fernsehen gesehen haben, gefällt seine Musik. Manch einer erinnert sich an »Zieh die Schuh' aus«, den pfiffigen Hit aus dem WM-Sommer. Ob der Hamburger mit der Schiebermütze aber beim Finale am 12. Mai in Helsinki gewinnen kann - da sind viele skeptisch.
Im Saturn-Markt im Werre-Park stehen zwar nicht gerade CD-Stapel des Grand-Prix-Starters im Mittelgang, aber zumindest ist am Freitag gleich nach der Öffnung ein Exemplar seiner Single »Frauen regiern die Welt« über die Ladentheke gewandert. Die drei weiteren Scheiben blieben zurück, und am Nachmittag lagen sie auch immer noch da. »Sein Album ÝMännersachenÜ läuft zwar gut bei uns, aber seine Single muss sich erst noch beweisen«, sagt Patrick Shurety aus der Musikabteilung des Saturn-Markts.
Ein Markt für deutschsprachigen Swing sei aber auf jeden Fall vorhanden. »Deutsche Musik ist allgemein im Kommen. Und der Junge sieht gut aus, kann gut singen und hat seinen ganz eigenen Stil.« Außerdem sei seine Single ja erst am Freitag erschienen, da müsse man noch abwarten, sagt der Musikfachmann.
Die Zuschauer des Vorentscheids hat er zumindest überzeugt. Die Konkurrenz machte es ihm nicht schwer: Rockpoet Kunze war irgendwie zu brav. Und die gecasteten Mädels von Monrose klangen wie Xavier ohne Naidoo.
Wohl auch deshalb hat der 36-jährige Hamburger mehr als die Hälfte der knapp 900 000 Stimmen auf sich vereint. Monrose landete mit der Ballade »Even Heaven cries« (»Sogar der Himmel weint«) auf Platz zwei.
Das überraschte die Oeynhausener. »Auch wenn ich die Musik nicht so mag, Monrose hätte ich beim Finale mehr Chancen ausgerechnet«, sagte zum Beispiel Johanna Höhner. Englisch komme in Europa besser an als Deutsch, schätzt die 18-Jährige.
Mit dieser Meinung steht sie nicht allein. Nicht umsonst sei der letzte deutsche Sieg schon 25 Jahre her. »International kann man fast nur noch mit Englisch gewinnen«, sagt auch Sven Winzler. »Roger Cicero ist außerdem nicht poppig genug.«
Doch Grand-Prix-Fans wissen: Wenn die Nachfolgestaaten von Jugoslawien und Sowjetunion sich bei der Telefonabstimmung die Punkte erst einmal gegenseitig zuschieben, dann kann sowieso jeder gewinnen. »Texas Lightning«, der deutsche Beitrag des Vorjahres, waren ja auch besser als der Platz, den sie erreichten. Vielleicht kommt es diesmal auf Coolness an. Und da läge Cicero bei den Bad Oeynhausenern vorn.

Artikel vom 10.03.2007