12.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Trotz schwerer Zeiten
manch schöne Erinnerung

Gertruda Kura feiert heute den 100. Geburtstag

Rahden (WB). Einen ganz besonderen Tag feiert am heutigen Montag Gertruda Kura, geb. Pistallak. Die alte Dame wird 100 Jahre alt. Sie lebt seit einiger Zeit im Seniorenpflegeheim »Am Eibenweg« in Rahden.

Die Jubilarin blickt auf ein schicksalsschweres Leben zurück. Dass sie einmal 100 Jahre alt werden und diesen Tag in Rahden in Westfalen begehen würde, damit hat die Jubilarin nach dem Zweiten Weltkrieg nicht gerechnet. Damals musste sie mit ihren drei kleinen Kindern im ehemaligen Kattowitz (Polen) das Leben meistern. Es herrschte große Not, zumal ihr Ehemann auch noch in in einem polnischen Arbeitslager gefangen war.
Heute ist für Gertruda Kura ein hoher Ehrentag, zu dem ihr Glückwünsche, darunter von der Stadt Rahden, dem Kreis Minden-Lübbecke und der Heimleitung zugehen werden. Auch die Kinder und Kindeskinder, von denen einige in Polen leben, freuen sich mit ihrer Vorfahrin.
Aus Kattowitz, der Heimat der Jubilarin, hat sich ihre Enkelin Damiang mit ihren Kindern Sebastian und Raffael angesagt. Im Heim findet am Nachmittag die Geburtstagstafel statt, an der auch Sohn Gerhard und seine Frau Helene aus Ulm sowie Sohn Werner und seine Frau Anna, die in Lübbecke wohnen, teilnehmen werden. Tochter Margot und ihr Mann, die in Kattowitz wohnten, sind bereits verstorben. Fünf Enkelkinder, sechs Urenkelkinder und auch vier Ur-Urenkelkinder im Alter von vier bis sieben Jahre, gehören zu den Nachkommen.
In Kattowitz wurde die Jubilarin am 12. März 1907 geboren. Sie wuchs mit vier Geschwistern auf, die inzwischen alle gestorben sind. Noch als Kind kam Gertruda zu einem Onkel, der kinderlos geblieben war und wurde nach Schulzeit und Kommunion zur Kauffrau ausgebildet. Mit 17 Jahren begann sie als Verkäuferin in einem großen Geschäft in Kattowitz.
Mit 20 Jahren heiratete sie den Automechaniker Walter Kura aus Kattowitz, der als Meister und Lehrlingsausbilder tätig war. Bei einem Arbeitsunfall verlor er ein Bein, blieb aber weiter in seinem Beruf tätig. Nach dem Krieg musste er bis 1949 in einem polnischen Arbeitslager bleiben. Gertruda Kura und ihre Kinder lebten in einer kleinen Wohnung unter unsäglich schweren Bedingungen.
Später heiratete ihre Tochter Margot in Kattowitz. Die beiden Söhne Gerhard und Werner siedelten nach Westdeutschland über. Gertruda Kura und ihr Mann blieben in Kattowitz wohnen.
Als ihr Mann 1982 im Alter von 79 Jahren verstarb, wohnte die Jubilarin zunächst allein. Als dies aus gesundheitlichen Gründen immer schwerer wurde, durch Erkrankung verlor sie das rechte Augenlicht, holten sie Sohn Werner und Schwiegertochter Anna nach Lübbecke. Dort wohnte die Jubilarin zunächst bei der Enkelin Claudia und zog danach zu Sohn und Tochter an die Schulstraße in Rahden.
Als die Familie schließlich nach Lübbecke zog und der Gesundheitszustand der Jubilarin nicht mehr der beste war, wechselte sie ins Seniorenpflegeheim am Eibenweg, wo sie sich wohl fühlt. Fast jeden zweiten Tag besuchen sie Sohn und Schwiegertochter, um mit ihr ein paar Stunden zu verbringen. Oft aber denkt Gertruda Kura noch an ihre alte Heimat zurück, in der sie viel Not und Trübsal miterleben musste, aber auch manche schöne Stunde im Kreis ihrer Familie hatte.

Artikel vom 12.03.2007