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Damit der Teppich grün bleibt

»Platzkommissar« Marcel Ta der Spielverderber im Interesse aller Bürger

Von Sebastian Picht (Text)
und Moritz Winde (Fotos)
Bünde (BZ). Der Strafraum ist die neuralgische Zone. »Hier ist der Platz immer am schlechtesten. Mit mehr Erdreich als Rasen. Schließlich gibt es dort das größte Getümmel«, sagt Marcel Ta. Der 37-Jährige begutachtet Woche für Woche für die Stadt Bünde die sieben Rasenplätze. Und macht den Fußballern oftmals einen Strich durch die Rechnung.

Dass der »Platzkommissar« der Buhmann ist, stört ihn überhaupt nicht: »Die Plätze zu sperren ist schließlich mein Job.« Gemeinsam mit Gärtner Dieter Olschewski fährt Marcel Ta in den Wintermonaten die Plätze der Zigarrenstadt ab »Ich habe immer einen Fachmann dabei. Der Gärtner ist Experte, ich sitze die ganze Woche nur im Büro.« Und dann fällt die Entscheidung, ob der Untergrund für den Spiel- und Trainingsbetrieb freigegeben wird.
So auch am vergangenen Freitag. Tas Urteil: Sperre für alle Plätze. »Eigentlich müsste das im Interesse jedes Bürgers sein«, betont der Mitarbeiter des Sportamtes. »Denn die Schäden, die durch 180 Minuten Seniorenfußball auf einem aufgeweichten Platz entstehen, sind nicht kurzfristig zu beheben.« Und die Instandsetzungskosten sind nicht zu unterschätzen. »Wir reden hier nicht nur über Fußballspiele, die ausfallen. Sondern auch über Kosten. Ich habe den Haushalt im Blick«, erläutert der 37-Jährige.
Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Verletzungsgefahr. »Der aufgeweichte Boden hält Tacklings und Grätschen nicht aus«, sagt Dieter Olschewski. »Es entstehen Löcher. Ist die Grasnarbe erst einmal beschädigt, kann sie nicht vor der Sommerpause erneuert werden.« Auch wenn Marcel Ta im wahrsten Sinne des Wortes der Spielverderber ist:
Die Entscheidung macht er sich nicht leicht. Jeden Freitagmorgen besichtigt er die sieben Plätze in Ahle, Dünne, Muckum, Holsen, Bustedt, im Else-Stadion und im Erich-Martens-Stadion. »Wenn es die ganze Woche geregnet hat, dann ist klar: Generalabsage.« Am vergangenen Freitag war es nicht so einfach. »Es hatte schließlich kaum geregnet. Aber es kommt nicht aufs Wetter an, sondern auf den Boden. Der Sonnenschein im Moment reicht nicht aus, damit die Plätze trocken werden. Letztlich sperrte Ta doch alle Plätze.
Damit der Rasen-Teppich auch in Zukunft grün bleibt, wird der »Platzkommissar« das Geläuf am kommenden Freitag wieder unter die Lupe nehmen. Wert legt der 37-Jährige auf die Tatsache, dass frühzeitig über Bespielbarkeit der Plätze entschieden wird: »So können die Vereine besser planen.«
Bei den Begehungen verlassen sich Marcel Ta und Dieter Olschewski neben den Augen auf das Schuhwerk: »Ich habe sogar extra Sportplatzschuhe, mit denen ich den Rasen teste«, sagt Ta. Nicht fehlen darf der Wetterbericht: »Den drucke ich mir im Internet speziell für Bünde aus und beziehe ihn in die Entscheidung ein.« Die Arbeit als »Platzkommissar« dürfte in etwa einem Monat vorbei sein. Allerdings werden die Plätze in den Sommerferien erneut gesperrt: »Auch der Rasen braucht Regeneration.«
Aktueller Problemfall ist im Übrigen der Platz in Bustedt. »Über eine Komplettsanierung wird nachgedacht. Aber dann müsste der Platz für ein halbes Jahr gesperrt werden. »Aber wir in Bünde sind in der glücklichen Lage, über genügend Ausweichmöglichkeiten zu verfügen. Wir haben drei Aschenplätze und bald drei Kunstrasenplätze. Welche Kommune hat das schon?«

Artikel vom 13.03.2007