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»Klassen im Konzert«

2400 Grundschüler besuchen NWD-Aufführungen

Von Hartmut Horstmann
Herford (HK). Der Herr mit der vornehm grauen Haarpracht lässt den Kreisel tanzen. Gespannt schauen 600 Kinder zu - und erfahren so ganz nebenbei, wie ein Orchester funktioniert, wie es das Drehen eines Kreisels in Klänge verwandelt. Eine unterhaltsam-lehrreiche Einführung in die Welt der Musik gab jetzt die Nordwestdeutsche Philharmonie, es moderierte Hermann Große-Jäger.

»Klassen im Konzert«: Die Schülerkonzerte der NWD haben Tradition - und wenn man Geschäftsführer Christian Becker Glauben schenken darf, waren sie nie so wertvoll wie heute. Den Wind aktueller bildungspolitischer Diskussionen im Rücken sieht sich Herfords musikalisches Flaggschiff auf gutem Kurs. Becker: »Es geht darum, die Kreativitätsentwicklung bereits im Kindesalter zu fördern.«
Die Konzerte funktionieren nur, wenn die Grundschüler vorbereitet sind, wenn der Besuch bei der NWD Teil des Unterrichtes wird. »Etwas anderes wäre es, wenn es sich um ein reines Unterhaltungsprogramm handeln würde«, sagt Becker. Doch das sei nicht die Absicht der Schulkonzerte.
Zu den musikpädagogischen Aushängeschildern der Region zählt Professor Hermann Große-Jäger, Moderator der Konzertreihe. Im Alltag der Grundschüler findet er Anknüpfungspunkte für die Musik, fragt zum Beispiel: »Wer von Euch hat eine Puppe?«. Auffällig im Zeitalter der Emanzipation, dass sich nicht nur Mädchen melden. Was man denn mit einer Puppe tun könne, fragt der Moderator. Christina, eines von 600 Kindern im Stadtpark Schützenhof, zeigt auf und ruft: »Man behandelt eine Puppe wie ein Baby!« Ein solches Baby müsse man in den Schlaf singen und wiegen - und schon ist Große-Jäger beim »Schlaflied«, welches verschiedene Instrumentengruppen nacheinander anstimmen. Eine Chance, die der Aufführungsunterricht bietet: Die Schüler können die Stücke nicht nur in der fertigen Form hören, sondern erleben, wie eine Passage in Einzelteile zerlegt wird - was eine Sensibilisierung des musikalischen Gehörs zur Folge hat.
Doch nicht nur durch den musikpädagogischen Ansatz sieht sich die NWD bestätigt - sondern auch durch die Zahlen. 2400 Grundschüler aus dem Kreis Herford verfolgten die vier Konzerte am Donnerstag und am Freitag. OWL-weit kommen die Sinfoniker in diesem Jahr auf etwa 12000 Schüler der Primarstufen.
»Die Nachfrage ist groß«, weiß Christian Becker - und ist besonders erfreut über die Resonanz bei den weiterführenden Schulen. Hier habe es im vergangenen Jahr in Herford einen kleinen Hänger gegeben, räumt der Geschäftsführer ein. Doch beim nächsten Konzert seien Ravensberger und Friedrichsgymnasium wieder mit dabei.

Artikel vom 10.03.2007