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Ehrenvorsitz für den »Boss«

Hans-Gert Brenke gab nach 29 Jahren Führung des SSV Bruchhausen ab

Von Michael Risse
Bruchhausen (WB). Nach 52 Jahren Vorstandstätigkeit, davon 29 als Vorsitzender, gab Hans-Gert Brenke den SSV Bruchhausen in jüngere Hände. Der SSV würdigte die Verdienste des 69-Jährigen und wählte ihn einstimmig zum Ehrenvorsitzenden. Kreisweit ist Brenke als Staffelleiter tätig. Dieses Amt wird er im Juni abgeben.

Verantwortung zu übernehmen, ist für Hans-Gert Brenke selbstverständlich. Zu seiner Zeit als aktiver Fußballer, meist in der zweiten Mannschaft, war er Spielführer. Als Brenke noch keine 18 war, bekam er den Posten des Kassenwartes im SSV Bruchhausen. »Ich wurde nicht gewählt, sondern der Vorsitzende Werner Franke sagte, du machst das.« Brenke besuchte damals die höhere Handelsschule. 1955 wurde er Angestellter der Sparkasse Höxter, der er bis zum 1. Oktober 2000 treu blieb. Er hatte beste Voraussetzungen, um seinen Heimatverein Mitte der 50er Jahre aus der »Finanzkrise« zu führen. Gläubiger des Fußballklubs waren ein Busunternehmer, der Vereinswirt und der Vorsitzende, der die Trikots ausgelegt hatte. »Es ging damals um die Existenz des Vereins und hat sechs bis sieben Jahre gedauert bis wir schwarze Zahlen hatten«, erinnert sich Brenke, der am 1. Februar 1978, nach etlichen Wechseln an der Vereinsspitze, die Klubführung von Karl Diederichs übernahm. Mit Hans-Gert Brenke, schon sein Vater hatte für ein Jahr den Vereinsvorsitz inne gehabt, kehrte Kontinuität ein.
Ein schöner Moment war das Entscheidungsspiel um den Bezirksligaaufstieg vor 1800 Zuschauern gegen Beverungen. Als sportliches Negativerlebnis nennt Brenke das Jahr 1986. Sieben Spieler gingen zum TuS Ottbergen und die erste Mannschaft stand auf der Kippe. Doch schon ein Jahr später konnte sogar ein zweites Team gemeldet werden.
Ein Förderverein ermöglichte ab 1988 einen sportlichen Aufschwung. Brenke verrät: »Heute besteht der Förderverein nur noch auf dem Papier.« Um die Situation des Fußballs in Bruchhausen und Ottbergen zu verbessern, aber die Tradition der Vereine nicht aufzugeben, sei es wichtig die Fuballabteilungen auszugliedern und einen neuen Fußballklub zu gründen. »5000 Euro ließen sich zusätzlich eintreiben, wenn Dinge wie Werbung gemeinsam organisiert würden«, meint der Finanzfachmann.
Neben seiner Vereinsarbeit hat sich Brenke fast 18 Jahre lang Aufgaben als Staffelleiter zugemutet - aktuell der Kreisligen B und C1. »Ein feiner Sportsmann«, sagt der Vorsitzende des Fußballkreises, Hermann Josef Koch, der bezogen auf die Dauer von Brenkes Engagement sagt: »Es ist eine Generation, die ausstirbt. Im Moment ist mehr Fluktuation zu verzeichnen.«
»Die Aufgaben hätte ich mehr verteilen müssen«, gesteht Brenke Schwächen und erklärt: »Was ich selbst erledigen konnte, habe ich getan.« Nun sagt der Hobbygärtner (450 Quadratmeter Nutzfläche), der seit vierzig Jahren liebevoll »Boss« genannt wird: »Mit 70 kann man die Verbindung zu den jungen Leuten nur schwer bewahren. Heute ist jeder Spieler ein König. Wenn sie ein Angebot kriegen, sind sie weg. Die Disziplinlosigkeit hat überhandgenommen.« Dennoch betont Brenke, der seine Büroarbeit bis heute auf einer 50 Jahre alten Olympia-Reiseschreibmaschine erledigt, bekundet: »Ich laufe nicht weg, werde weiter kleine Posten übernehmen, wie etwa Ehrenamtsbeauftragter oder Sozialwart.«
Hans-Gert Brenke, der im Urlaub gern Höhen bis 2000 Meter erklimmt, hätte sich gewünscht, dass jemand den Vereinsvorsitz übernimmt, der schon im Vorstand mitgearbeitet hat. Als sich dies nicht abzeichnete - der 34-jährige Ralf Topp kam ins Amt - gab es nur kurz die Überlegung weiter zu machen. »Aber das hätte das Problem nur verschoben«, betont der 69-Jährige, der berichtet: »Einen Vorsitzenden fand man früher auch nicht leichter als heute. Alles ruft immer nur Wiederwahl.«

Artikel vom 10.03.2007