10.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wort zum Sonntag

Heute von Dechant Andreas Kurte

Andreas Kurte ist Dechant des Dekanates Höxter.

Ein Gott, der für uns da ist...
Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste was es gibt auf der Welt. Wer sich in der Filmgeschichte ein wenig auskennt, der denkt dabei an den Film mit Heinz Rühmann »Die drei von der Tankstelle«. In der Tat ist ein echter Freund oder eine verlässliche Freundin etwas ganz Wertvolles. Jemand, mit dem ich Freud und Leid teilen kann, der ganz zu mir hält, mit dem ich persönlichste Dinge meines Lebens bedenken kann, wer sehnt sich nicht danach.
In den katholischen Kirchen hören wir heute als erste Lesung des Sonntags jene sehr bekannte Dornbuschgeschichte. Mose wird in der Wüste auf ein interessantes Phänomen aufmerksam, auf einen Dornbusch, der brennt, aber nicht verbrennt. Er beschließt, sich dieses Phänomen näher anzusehen. Aus dem Dornbusch spricht Gott zu ihm und offenbart sich als der »Jahwe« - der Gott »Ich bin da«. Gott ist derjenige, der sich ganz auf die Seite des Menschen stellt, der dem Mose und dem ganzen Volk diese Zusage mit auf den Weg gibt. Es ist die Zuwendung zum Menschen, die nicht einengt, sondern wie eine gute Freundschaft Freiheit lässt. Diese Erfahrung zieht sich wie ein roter Faden durch das Alte Testament. Auch in ausweglosen Situationen hat das Volk Israel die Gegenwart Gottes gespürt.
Vielen Zeitgenossen fällt eine solche Denkweise heute schwer. Ist Gott wirklich für uns Menschen da? Wo ist er denn? Wie kann ich ihn erfahren? Ist Gott nicht vielleicht doch der Ferne, der vor Millionen Jahren einen Anstoß gegeben hat, sich dann aber wieder zurückgezogen hat? Fragen, die ernst zu nehmen sind, die oft in die Klage des Leidenden mündet: Wie kann Gott das denn zulassen? Krankheit, zerbrochene Beziehungen, Not und Elend in der Welt, Krieg und Zerstörung? Situationen, in denen es uns schwer fällt, an die liebende Gegenwart Gottes auch in unserer Zeit zu glauben. Glaube ist keine Versicherung gegen Not und Unglück. Aber oft erlebe ich Menschen, die als Glaubende mit Schicksalsschlägen anders umgehen, weil sie sich auch in solchen Zeiten getragen wissen.
Vielleicht mag das eben gesagte am besten die bekannte Geschichte vom Wanderer am Sandstrand deutlicher machen: Jemand hatte einen Traum. Und in diesem Traum geht er entlang eines Sandstrandes. Und unser Träumender geht nicht allein in seinem Traum, sondern er hat einen Begleiter. Gott selbst istÕs, der ihn auf seinem Weg begleitet - richtig mit den leiblichen Sinnen spür- und wahrnehmbar. Der Träumende begreift, dass der Weg entlang des Sandstrandes sein Lebensweg ist. Nach einer Weile wendet sich unser Träumender um und betrachtet die Spuren, die er und sein Begleiter im Sand hinterlassen haben.
Erstaunt bemerkt er, dass da manchmal ein- und ein andermal zwei Paar Spuren sind. Er sieht sich den Umstand noch etwas genauer an und erkennt, dass er gerade an jenen Stellen des Weges nur ein Paar Spuren wahrnimmt, an denen es ihm im Leben schlecht gegangen ist; in den Zeiten der Einsamkeit und Verzweiflung, in den Momenten der Schuld und des Versagens.
Unser Träumender wendet sich seinem Begleiter zu und fragt ihn vorwurfsvoll: »Du, mein lieber Gott! Es ist ja nett, dass du mich auf meinem Lebensweg begleitest - aber warum lässt du mich gerade dann allein, wenn ich dich am nötigsten gebraucht hätte?« Und Gott antwortet dem Träumenden: »Mein Kind, ich liebe dich, gerade so wie du bist und kann dich niemals alleine lassen. An jenen Stellen, wo du nur ein Paar Spuren siehst - an jenen Stellen habÕ ich dich getragen.«

Artikel vom 10.03.2007