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Orkan hat ganze Arbeit geleistet

Spuren von Kyrill überall sichtbar: 130 000 Festmeter Sturmholz im Kreis - schweres Gerät in der Egge

Von Michael Robrecht
Kreis Höxter (WB). Der Orkan Kyrill hat mehr Bäume umgerissen, als bisher angenommen. »Im Kreis Höxter liegen 130 000 Festmeter Holz am Boden«, nannte gestern Forstamtsdirektor Ernst-Heinrich Uber nach einer neuen Schadensbilanz aktuelle Zahlen.

250 000 Festmeter habe der Sturm am 18. Januar im gesamten Forstamtsbezirk Driburg umgeweht. Schwerpunkte des Windbruchs seien die südliche Egge um Willebadessen und Hardehausen und der Stadtwald Warburg; im Nordkreis gebe es Schäden im Modexer Wald bei Brakel und auch in Waldgebieten wie dem Heiligengeisterholz bei Höxter. »Wir haben die Zahlen nach der Besprechung mit Vertretern von Forstamt, Kommunalwald und Privatwäldern von bisher 80 000 Festmeter Sturmholz auf 130 000 Festmeter im gesamten Kreis Höxter drastisch erhöhen müssen«, sagte Uber. Die schwersten Schadensflächen gebe es aber am Westhang des Eggegebirges auf der Paderborner Seite. 50 fest angestellte und 80 extra für die Aufräumarbeiten beschäftigte Mitarbeiter sind zurzeit mit 56 Großgeräten (Schlepper, Rückemaschinen, Vollernter) im Kreis Höxter in Ubers Revieren am Holzräumen. Überwiegend Fichten, aber auch viele Laubbäume müssen zum Verkauf aufgearbeitet werden. Größtes Räumgerät im Sturmwald in der Egge ist der aus Bayern stammende Ketten-Harvester Hannibal, der in einer Stunde eine Lkw-Ladung Holz für den Abtransport fertig machen kann. Hannibal ist an verschiedenen Stellen in der Egge mit seinem M-48-Panzer-Kettenfahrwerk unterwegs. Vorrangig bearbeitet er die schlimmen Windbruchgebiete bei Altenbeken.
In den benachbarten Solling-Forstämtern Neuhaus, Winnefeld und Dassel sind 550 000 Kubikmeter Sturmholz angefallen - in Neuhaus gab es die Schwerpunkte in den Revieren Fürstenberg, Rottmünde, Wildenkiel, Otterbach und Schießhaus. Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW hat bereits 50 Prozent des Sturmholzes verkauft, die Preise sind in Ordnung. Das bestätigte Ernst-Heinrich Uber für sein Forstamt.
Für Höxter hat Forstamtmann Johannes Happe eine Kyrill-Bilanz gezogen. Im Bauausschuss sagte er, dass 4500 Festmeter Holz auf 1450 Hektar Stadtwald geräumt werden müssten. Im Staatsforst seien 750 Hektar dem Orkan zum Opfer gefallen. Der Erlös aus dem Verkauf gehe in die Wiederaufforstung.
Die Forstfachleute warnen nach Kyrill vor einer Insektenplage. Zweige der umgefallenen Bäume bieten dem Borkenkäfer ideale Lebensgrundlagen. Viele befürchten, dass sich der Käfer explosionsartig im Totholz ausbreitet.
Landrat Hubertus Backhaus hat den Kreisfeuerwehrverband während der jüngsten Wehrführertagung überrascht. Stellvertretend für alle Feuerwehrkameraden im Kreis Höxter überreichte er Kreisbrandmeister Johannes Kunstein »mit Dank und Anerkennung« eine Urkunde für die vielen Einsätze während des Orkans Kyrill. Wie berichtet, mussten viele Straßen wegen der umgestürzten Bäume gesperrt werden. Zuvor hatte Kunstein von der Orkannacht berichtet: Danach waren am 18. und 19. Januar kreisweit 300 Einsätze an die Leitstelle gemeldet worden. 800 Feuerwehrkameraden wurden eingesetzt. In den ersten sechs Stunden seien 200 Notrufe allein in der Leitstelle Brakel eingegangen, die personell verstärkt worden sei, um alle Einsätze neben dem Tagesgeschäft abzuwickeln. Der Kreisbrandmeister bedankte sich für die Auszeichnung.
Forstexperten befürchten, dass Kyrills Spuren im Wald noch in Jahrzehnten sichtbar sein werden.

Artikel vom 09.03.2007