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»Friedhof muss ordentlich sein«

Erhöhung der Kapellennutzungsgebühr unvermeidlich - Umfrage bei den Bürgern

Von Ingo Schmitz (Text)
und Harald Iding (Fotos)
Höxter (WB). Was steht den Höxteranern bei den Friedhofsgebühren bevor? Diese Frage werden in den nächsten Wochen die Politiker entscheiden. Doch schon vor dem ersten Treffen der Arbeitsgruppe wird deutlich: Erhöhungen scheinen unvermeidbar. Wie denken die Bürger darüber? Das WESTFALEN-BLATT hat sich umgehört.

Die ursprünglich von der Stadtverwaltung vorgeschlagene Kapellennutzungsgebühr von 445 Euro für Trauerfeiern hatte in der Bevölkerung und bei den Kirchen für einen Aufschrei gesorgt. Bei den jetzt laufenden Haushaltsplanberatungen sind die Vertreter der Fraktionen und der Kirchen gefragt, gemeinsam eine akzeptable Lösung zu finden. Für Bürgermeister Hermann Hecker steht außer Frage: »Die einzige Möglichkeit, eine Gebührenerhöhung zu vermeiden, ist nur dann möglich, wenn wir auf den Friedhöfen die Standards reduzieren.« Das hätte allerdings zur Folge, dass darunter der Pflegezustand der Friedhöfe leiden würde. Laut Verwaltung sind die Bürger aber nicht bereit, das hinzunehmen.
Das bestätigt Rentnerin Alice Beecken (69) aus Höxter. Sie hält nichts davon, die Pflege zu verringern. »Man müsste aber mehr Arbeitslose einsetzen. Außerdem gibt es genug straffällige Jugendliche, die Sozialstunden ableisten müssen. Warum können die das nicht auf dem Friedhof tun? Wer tagsüber richtig arbeitet, macht nachts keine Dummheiten«, meint die resolute Frau.
Alice Beecken ist fast jeden Tag auf dem Friedhof am Wall und ist mit dem Zustand der Anlage sehr zufrieden. »Nachdem die Wasserleitungen verlegt worden sind, hat man die Wege wunderschön gemacht. Nur noch wenige sind so uneben, dass man Gefahr läuft, umzuknicken«, berichtet die Höxteranerin.
Auch Werner Grote meint, dass man bei der Pflege nicht sparen sollte. »So wie der Friedhof jetzt aussieht, sollte er bleiben. Man könnte höchstens im Herbst die Reinigungsintervalle verlängern«, meint der 63-jährige Rentner aus Höxter.
Großes Lob spricht eine andere Bürgerin den Friedhofsarbeitern aus: »Sie geben sich viel Mühe. Man sieht sie jeden Tag. Es wird viel getan. Nach dem Sturm Kyrill waren die Spuren der Verwüstung schnell beseitigt.«
Barbara Deichmann (58) hält eine weitere Erhöhung der Friedhofsgebühren für unakzeptabel. »Die Kostenexplosion ist tragisch für die Betroffenen. Schon jetzt ist eine Beerdigung sehr teuer. Außerdem hat die Stadt erst im vergangenen Jahr die Gebühren deutlich erhöht. Eine Grabstelle kostet 2300 Euro. Wer kann sich das noch erlauben?«, meint die Hausfrau aus Höxter. Dennoch steht für sie außer Frage, dass ein Friedhof gepflegt aussehen muss. »Man kann aber nicht das Anspruchsdenken der Bürger als Grund für Gebührenerhöhungen vorschieben«, sagt Barbara Deichmann. Sie glaubt, dass die Bürger künftig um eine Sterbeversicherung nicht herum kommen werden. »Wer seine Kinder finanziell nicht belasten möchte, muss sich zu Lebzeiten absichern - nicht nur fürs Alter, sondern auch für den Tod.«
Einig sind sich die Bürger darüber, dass die Stadt sehr viel tut, damit die Friedhöfe ansprechend aussehen. Kritik wird immer wieder laut, wenn es um ungepflegte Grabstellen geht. »Das ist für alle anderen eine Zumutung«, sagten mehrere Bürger.
Laut Bürgermeister Hermann Hecker müssten künftig Investitionen in die Infrastruktur gerade auch auf den Friedhöfen gut überlegt sein: »Vieles ist wünschenswert, ändert aber nichts an der Funktion.« Die Stadt sehe sich ständig mit neuen Forderungen konfrontiert. Hecker: »Ich bin froh, dass wir keine größere Kapelle für den Lütmarser Friedhof gebaut haben. Die Kosten träfen uns erheblich.«
Wünschenswert wäre aus seiner Sicht mehr bürgerschaftliches Engagement. »Das könnte ein Ansatzpunkt sein, Kosten zu reduzieren. In Godelheim haben zum Beispiel Ehrenamtliche im vergangenen Jahr einen Weg gepflastert. Wenn aber ehrenamtliches Engagement eingefordert wird, muss das für jeden Ort gelten. Unsere Gebühren sind einheitlich und müssen es bleiben.«

Artikel vom 07.03.2007