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Drei kleine Stiche können das Leben retten

Infektion durch Humanes Papillomvirus Ursache für Gebärmutterhalskrebs - Experten raten zur Impfung

Von Karin Koteras-Pietsch
Herford (HK). Das Zervixkarzinom, der Krebs am Gebärmutterhals, gehört noch immer zu den gefährlichsten Krebserkrankungen bei Frauen. Nach dem Brustkrebs ist es die zweithäufigste Krebsart. Voraussetzung für das Zervixkarzinom ist eine Infektion durch das Humane Papillomvirus (HPV). Über 100 HPV-Typen sind bekannt, zwei von ihnen (16 und 18) sind die Hauptursache für den Gebärmutterhalskrebs. »Mit einer neuen Impfung ist eine echte Vorbeugung zu erreichen«, sagt der Herforder Gynäkologe Dr. Stefan Bunte.
Der Herforder Gynäkologe Dr. Stefan Bunte.

Mit der Impfung, so Dr. Bunte, sei es möglich geworden, junge Frauen generell vor einer Infektion zu schützen. Damit könne in 90 Prozent der Fälle das Entstehen von Gebärmutterhalskrebs verhindert werden.
Experten empfehlen die Impfung für Mädchen zwischen neun und 18 Jahren vor dem ersten Geschlechtsverkehr, da die Viren auf diesem Weg übertragen werden. Da sie aber nicht nur Gebärmutterhalskrebs, sondern auch die ausgesprochen unangenehmen Genitalwarzen (Feigwarzen) verursachen, plädiert Dr. Bunte dafür, auch Jungen zu impfen.
30 Prozent der sexuell aktiven Menschen kommen im Laufe ihres Lebens mit dem HPV in Berührung. »Die meisten Frauen überwinden einen Infekt mit bleibender Immunität gegen den jeweiligen Virustyp«, informiert Dr. Bunte, auch Vorsitzender des Vereins Gynäkologisches Qualitätsnetz in Herford. »Nur etwa drei Prozent der betroffenen Frauen können den Infekt nicht vollständig eliminieren und Teile des Virus werden in Zellen des Gebärmutterhalses eingebaut.« Nur diese Frauen hätten ein Risiko für die Entwicklung des Zervixkarzinoms, so Dr. Bunte weiter.
In der EU ist der Impfstoff seit dem 20. September 2006 zugelassen. Und obwohl die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) erst für Mitte dieses Monats erwartet wird, impft laut Dr. Bunte bereits die überwiegende Zahl der Herforder Gynäkologen. Und das ruft auch die Krankenkassen auf den Plan. Denn auch wenn die Entscheidung der Stiko noch aussteht ist der Druck auf die Kassen groß. DAK, TKK, Barmer und AOK zählen zu den Krankenkassen, die die Kosten für die Impfung bereits übernehmen. Und die sind nicht eben gering. Rund 150 Euro kostet eine Spritze, dreimal muss innerhalb eines halben Jahres geimpft werden. Bis zur Entscheidung der Stiko müssen die Patientinnen noch in Vorleistung treten, bekommen die Kosten aber, nachdem sie die Quittung eingereicht haben, von den genannten Krankenkassen erstattet.
»Wir sind froh, dass wir die Kostenerstattung anbieten können«, sagt Ralf Nolte, Bezirksleiter der DAK in Herford. Das Angebot werde gut angenommen. Eine steigende Tendenz beobachtet auch die Barmer. Fast jeden Tag gebe es eine Anfrage, informiert Michael Spieker, Bezirksleiter bei der Barmer in Herford.
Die Kassen empfehlen die Impfung für Mädchen zwischen elf und 18 Jahren vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Dr. Bunte sieht jedoch einen Sinn darin, Mädchen auch nach dem ersten Geschlechtsverkehr zu impfen. Schließlich besteht auch danach noch die Gefahr einer Virusübertragung. Wer mehr über die HPV-Impfung wissen möchte, kann sich an die Gynäkologen wenden. Die beraten gern. Auskunft geben aber auch Haus- oder Kinderärzte.

Artikel vom 09.03.2007