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Bei Ablehnung kleinere Anlage

Biogas: Kritiker zum Dialog eingeladen

Von Jürgen Gebhard (Text und Foto)
Vlotho-Exter (VZ). Dieter Körtner möchte Elektrizität aus Speiseabfällen erzeugen und hat Probleme mit Bürgerinitiative und Behörden. Nach der Ablehnung der von ihm in Exter geplanten Biogasanlage durch den Landschaftsbeirat des Kreises (VZ vom 3. März) geht er nun offensiv in die Öffentlichkeit, um die vielfältigen Vorbehalte auszuräumen.

»Es sollen zu 49 Prozent Speiseabfälle, außerdem nachwachsende Rohstoffe der umliegenden Ländereien sowie Schweinegülle aus der Nachbarschaft verwendet werden - sonst nichts, wir machen keine MVA«, erklärt Dieter Körtner, dessen Familie seit 47 Jahren eine Speiseverwertungsanlage betreibt. Es würden keine Reste aus Schlachthöfen verarbeitet, und die (ausschließlich) aus den Küchen der Krankenhäuser abgeholten Abfälle seien auch nicht mit Keimen oder Medikamenten belastet.
Früher wurde aus den Speiseresten in Bad Oeynhausen Viehfutter hergestellt - seit einigen Monaten ist diese Verwertung EU-weit untersagt und Dieter Körtner musste sich nach einer neuen Form der Verwertung umsehen. Auf seinem Hof am Alten Schulweg in Exter verarbeitet er täglich bis zu 40 Tonnen Speisereste. »Die aufbereiteten Speisereste sind ein äußerst effektiver Energielieferant zum Betrieb einer Biogasanlage«, erklärt sein Anwalt Sascha Wiens.
Der Bau der geplanten Biogasanlage verzögert sich allerdings. Die aufbereiteten Speiserste werden deshalb derzeit vom Hof Körtner abgeholt und an bestehende Biogasanlagen abgegeben. »Logistisch sehr aufwändig und weder ökologisch noch ökonomisch über längere Zeit vertretbar«, sagt Rechtsanwalt Wiens. Etwa 4000 Liter Diesel müssten monatlich verfahren werden.
Wirtschaftlich bei der anfallenden Menge sei eine Biogasanlage, in der ein 800 Kilowatt-Motor aus Metangas Strom erzeugt. Vom Baurecht abgedeckt (»privilegiert im Außenbereich«) sei aber nur eine 500 Kilowatt-Anlage: »Der bereits vorhandene Energierohstoff von 300 kW würde dann nutzlos verpuffen. Es ist erforderlich, dass im Flächennutzungsplan ein Sondergebiet ausgewiesen wird, um den Einbau eines Motors baurechtlich zu ermöglichen, der die bereits vorhandenen Gegebenheiten effizient umsetzt«, fordert der Anwalt.
Unternehmer Dieter Körtner und Rechtsanwalt Sascha Wiens möchten mit Vorurteilen aufräumen: Die Biogasanlage werde luftdicht an die Speisereste-Verwertungsanlage angeschlossen, die ohnehin kaum vorhandene Geruchsemission werde also noch geringer. Der Lkw-Verkehr nehme ab, da der jetzt erforderliche Abtransport entfalle. Die entstehenden Gärrückstände stellten ein hochwertiges Düngesubstrat dar, das auch noch weniger als Gülle rieche. Die am Hang geplante Anlage werde nicht weithin sichtbar sein, denn die einschließlich Dach 7,50 Meter hohen Behälter würden teilweise eingegraben.
Dieter Körtner lädt Kritiker und Entscheidungsträger ein, sich vor Ort ein Bild von seiner Arbeit und seinen Plänen zu machen. Und er lässt keinen Zweifel: Die Biogasanlage wird gebaut - wenn nicht die wirtschaftlich sinnvolle 800 kW-Anlage, dann wenigstens doch die kleinere 500 kW-Anlage.

Artikel vom 07.03.2007