06.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Erster Blick auf
Schlöndorff-Film

»Cineplex« zeigt »Strajk«-Preview

Von Rainer Maler
Paderborn (WV). Gerade hat der deutsche Film »Das Leben der Anderen« zur Geschichte der DDR in Hollywood einen »Oscar« abgeräumt, da zeigt der andere »Oscar«-Preisträger Volker Schlöndorff mit »Strajk« ein Stück polnischer Geschichte.

In einer Preview wurde am Sonntag im Paderborner »Cineplex«-Kino die deutsch-polnische Koproduktion »Strajk - Die Heldin von Danzig« zur Geschichte der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc vorgestellt. Die alleinerziehende Agnieszka (Katharina Thalbach) hat sich mit Fleiß, Disziplin und harter Maloche von der Schweißerin zur Kranführerin auf der Danziger Lenin-Werft hochgearbeitet. Unter unmenschlichen Bedingungen schuften die Arbeiter, durch die katastrophalen Arbeitsbedingungen kommt es zu einer Explosion mit 21 Toten.
In den Folgejahren kämpft die Kranführerin Agnieszka gegen das ungerechte sozialistische System, bis sie unter einem Vorwand entlassen wird. Basierend auf der authentischen Lebensgeschichte von Anna Walentynowicz erzählt der für die Verfilmung der »Blechtrommel« mit einem »Oscar« ausgezeichnete Volker Schlöndorff in einem historischen Rückblick die Geschichte des Umsturzes im damaligen Ostblock. Die Entlassung von Anna Walentynowicz führte im August 1980 landesweit zu Streiks und spontanen Solidaritätsbekundungen und endete mit der Gründung der unabhängigen Gewerkschaft Solidarnosc durch Lech Walesa.
Der Film ist ganz auf die Hauptfiguren zugeschnitten, Agnieszka und die Werft. Die Werft bestimmt nicht nur das Leben, sie ist das Leben der Menschen, man hört das Hämmern, Schweißen, ihren alles bestimmenden Atem. Immer wieder rückt die Kamera in Großaufnahmen vom Leben gezeichnete Gesichter ganz nah an den Zuschauer. Der Film bietet mit eindrucksvollen Bildern einen Ausschnitt der europäischen Geschichte im Schatten des »Eisernen Vorhangs«.
In der anschließenden Diskussionsrunde betonte Produzent Jürgen Haase, dass Schlöndorff den Film als ein Geschenk an Polen ansehe, da die Solidarnosc das Ende des kalten Krieges einläutete und auch zum Fall der Mauer im Herbst 1989 beigetragen habe. Sicher sei es ungewöhnlich, dass ein deutscher Regisseur ein Stück polnische Geschichte verfilme, aber der spätere Friedennobelpreisträger und Staatspräsident Lech Walesa habe bei der Premiere angemerkt, dass die Geschichte der Solidarnosc nicht besser hätte erzählt werden können.

Artikel vom 06.03.2007