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Sprache und Stimme
auf die Sprünge helfen

Heute ist der Europäische Tag der Logopädie

Herford (wst). Als Gerlind Möller-Grube vor 23 Jahren ihre logopädische Praxis in Herford eröffnete, war sie die erste ausgebildete Logopädin, die in der Stadt Sprachtherapie und Stimmtraining für Kinder und Erwachsene anbot. Damals war die Bedeutung der Logopädie bereits bekannt und es gab viele Patienten, die einer logopädischen Behandlung bedurften. Jedoch fehlten die Fachkräfte.

Die Ausbildung zum Logopäden, so erinnert sich Möller-Grube, war in Deutschland nur an fünf Universitätskliniken möglich. Und die entsprechenden Fachabteilungen nahmen im Semester nur jeweils fünf bis zehn Bewerber an. Die Folge war ein großer Mangel an Logopäden. »Stattdessen waren es Lehrer, die quasi nebenbei Sprachtherapien anboten, oder die Ehefrauen von Ärzten, die in den Praxen ihrer Männer logopädische Behandlungen durchführten«, erzählt Gerlind Möller-Grube.
Heute, am Europäischen Tag der Logopädie, gibt es in Herford ausreichend Logopäden. Möglich wurde dies durch Privatschulen, die von den Universitätskliniken die Ausbildung der Logopäden übernommen haben. Allerdings sei das Ausbildungsniveau an den Kliniken höher gewesen, ist die Herforder Logopädin überzeugt. Doch mit der Zunahme an ausgebildeten Logopäden sind auch die langen Wartezeiten verschwunden. Musste früher ein Patient bis zu einem Jahr auf einen Termin warten, wird heute schon kurz nach der Anmeldung mit der Behandlung begonnen.
Auch sind es nicht mehr nur die klassischen Logopädie-Patienten, die die Praxis von Gerlind Möller-Grube aufsuchen, um dort ihre Sprachentwicklung korrigieren oder sich bei Stimm- und Schluckstörungen helfen zu lassen. Auch Call-Center schicken heute ihre Mitarbeiter zu der Logopädin, um dort die Stimme zur angenehmen und wohl klingenden trainieren zu lassen. Aus gleichen Beweggründen hat sich auch schon ein Radiomoderator von der Logopädin behandeln lassen.
Eine besondere Herausforderung stellen für die Fachfrau die Kinder mit Sprachstörungen dar, die mehrsprachig aufwachsen. »Mehrsprachige Kinder sind zwar selten von Sprachstörungen betroffen, doch wenn welche auftreten, sind beide Sprache betroffen«, berichtet die Logopädin.
Um ihnen besser helfen zu können, sind in ihrer Praxis zwei Mitarbeiterinnen tätig, die auf türkisch beziehungsweise russisch mit den kleinen Patienten und ihren Müttern sprechen können. Auch der Europäische Tag der Logopädie möchte besonders über das Thema Mehrsprachigkeit informieren und auf die Chancen aufmerksam machen, die in einer mehrsprachigen Erziehung liegen.

Artikel vom 06.03.2007