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»Frauen sind keine Engel«

Prominenz in der Provinz bringt ausverkauftes Haus mit Kriminalkomödie

Von Wilhelm Friedemann
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Acht Frauen sitzen in einer Villa fest, in der ein Mord verübt wurde. Etliche von ihnen haben ein Motiv, und eine von ihnen muss den Mord begangen haben. Eine Handlung, die an Agatha Christies Krimis erinnert, aber stark französisch gefärbt ist, sorgte für Spannung in Robert ThomasÕ Kriminalkomödie »Acht Frauen«. Die Starbesetzung mit Diana Körner und Maria Sebaldt in den Hauptrollen bescherte dem Theater im Park ein ausverkauftes Haus.

Sein Film »Acht Frauen« war im Jahr 2002 ein Riesenerfolg für Francois Ozon. Im Theater im Park eröffnete Eric Saties Gymnopedie Nummer eins, gespielt von Cordula Hacke, das unterhaltsame Drama und sorgte für ländlich, französische Melancholie. Die Musik und die mit ihr verbundene Stimmung zogen sich wie ein roter Faden durch die drei Akte des Stückes.
In einem großen Zimmer mit vielen Türen, das als Bühne auf der Bühne im Theater im Park aufgebaut war, spielte die Handlung. Hierbei wurde leider nur der hintere Bühnenraum benutzt, so dass neben einer merklichen Distanzierung von den Spielenden etliche Zuschauer in ihrer Sicht behindert waren, was durch zusätzlich aufgestellte Scheinwerfer und das Klavier im Vordergrund verstärkt wurde.
Schlafend und im Rollstuhl sitzend, erschien als erste Frau Maria Sebaldt als Mamy auf der Bühne. Die vor allem aus Fernsehrollen im deutschsprachigen Raum bekannt gewordene Schauspielerin verkörperte als Großmutter die älteste Frauengeneration im Haus. Ihre Tochter Gaby (Diana Körner) mit ihrem energischen Gestus, dem Selbstbewusstsein ausstrahlenden Kleid und der blonden Perücke erinnerte stark an Catherine Deneuve im filmischen Vorbild.
Auch wenn etliche Accessoires und die Gardarobe der Schauspielerinnen sich merklich an Ozons Film orientierten, so gelang es allen acht Darstellerinnen vortrefflich, ihre jeweilige Rolle überzeugend darzustellen. Neben Gaby und Mamy hatten auch Pierette (Simone Selga), Augustine (Bianca Bachmann), die beiden jungen Schwestern Suzon (Julia Ura Wegehaupt) und Catherine (Sara Sommerfeldt) sowie die Dienstmädchen Louise (Genoveva Mayer) und Madame Chanel (Regine Hentschel) ihre dunklen Geheimnisse, die nach und nach zu Tage gefördert wurden.
Zur Kommentierung der Bühnenhandlung wurden von den Darstellerinnen zehn Lieder gesungen. Doch leider wurden hier nicht Übersetzungen der so trefflich gelungenen Chansons aus der Filmvorlage verwendet, sondern zumeist deutsche Schlager aus vergangenen Tagen, die nicht immer in angemessener Weise die Stimmung trafen.
Dennoch gelangen die Liedvorträge, die live von den Schauspielerinnen ausgeführt wurden, sehr professionell. Alle Darstellerinnen hatte Solovorträge, zum Teil mit Hintergrund-Gesang begleitet und von Mecki Fiedler mit ausgefeilter Choreographie versehen. Vor allem der »Kriminaltango«, begonnen von Maria Sebaldt, die sich mittlerweile aus ihrem Rollstuhl erhoben hatte, begeisterte das Publikum und wurde am Ende als Zugabe noch einmal gesungen und von Cordula Hacke am Klavier begleitet.
Die Stimmung nach dem tragischen Suizid am Ende des Stückes fiel leider einer regietechnischen Fehlentscheidung zum Opfer. Während man im für den Oscar nominierten Film bei Mamys Lied »Es gibt keine glückliche Liebe« zu Tränen gerührt ist, wurde in Helga Fleigs Inszenierung von Maria Sebaldt völlig lapidar das optimistische »Man muss das Leben eben nehmen wie es ist« intoniert. Lacher an Stelle von betroffenem Mitgefühl - hier wurde eindeutig zu sehr komödiantisch umgedeutet.
Reichlich Applaus spendeten die 500 Zuschauer trotzdem und ließen die acht Frauen erst gehen, nachdem sie im Chor das resümierende »Frauen sind keine Engel« gesungen hatten.

Artikel vom 05.03.2007