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Hotel-Klotz steht neben der Arzt-Villa

Nicole Hinkel veröffentlicht ihre Diplom-Arbeit als Buch über die Architektur der Badestadt

Von Bärbel Hillebrenner
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). »Hier muss ein König drin wohnen«, dachte Nicole Hinkel beim Anblick der prächtigen Gebäude im Kurpark. Da war sie ein Kind. Heute ist sie 35 und das Märchen vom König der Realität gewichen. Und die präsentiert die Grafikerin in ihrem ersten Buch. »Architektur in Badestädten« heißt es und ist ihre Diplom-Arbeit. Darin zeigt sie die Vielfältigkeit der Oeynhausener Baustile.

Barocke Gebäude, klinkerverzierte Arztvillen, Jugendstilfassaden, Glasfronten, Holzkonstruktionen. Die Architektur in Bad Oeynhausen repräsentiert Baustile unterschiedlicher Epochen und den jeweiligen Zeitgeist in Vorlieben mannigfaltiger Materialien. »Bad Oeynhausen ist da eine wahre Fundgrube, das hätte ich nie gedacht«, sagt Nicole Hinkel.
Dass sie einmal Grafikerin werden würde, auch auf diesen Gedanken ist sie lange nicht gekommen. »Ich wusste in der Schule gar nicht, was das ist und welche Arbeit dahinter steckt.« Dass sie einen kreativen Beruf ergreifen würde, das aber stand schon in der Realschule fest. Ihr Kunstlehrer Wulf Reinshagen, selbst ein bekannter Grafiker und Künstler, hatte sie darin unterstützt und das Zeichentalent gefördert.
Heute spielen Block und Bleistift keine Rolle mehr, gezeichnet wird höchstens mal als Fingerübung. Denn das Werkzeug eines Grafikers ist der Computer. Das Layout, die Formensuche für Bilder und Texte, wird nur noch per Mouseklick erledigt. Nicole Hinkel liebt diese Arbeit. Dafür hat sie an der Fachhochschule Bielefeld einige Jahre studiert und jetzt vor wenigen Tagen ihre Diplomarbeit, das Architekturbuch, vorgelegt.
Dass sie als 35-Jährige spät dran ist, dafür gibt es einen guten Grund: Nicole Hinkel steht nebenbei für eine Biogärtnerei mehrmals in der Woche auf dem Markt. Nicht nur das eigene Studium musste finanziert, sondern auch Sohn Lukas groß werden. »Das alles unter einen Hut zu bringen, war manchmal recht schwierig. Da dauerte ein Studium eben länger.«
Umso stolzer ist Nicole Hinkel auf ihr erstes Buch, weitere sollen folgen. Denn das Thema »Architektur in Badestädten« lässt sie nicht mehr los, seitdem sie mit ihrer Digitalkamera quer durch die ganze Stadt gepirscht ist. »Das Energieforum des amerikanischen Architekten Frank O. Gehry fällt natürlich jedem sofort auf«, sagt die Grafikerin. Dann aber hat sie auf ihrer Fototour mal genauer hingeschaut - und viele Schönheiten und wahre Kostbarkeiten an historischer und moderner Architektur entdeckt.
»Die Besonderheiten und die Vielseitigkeit des Oeynhausener Stadtbildes ist doch den meisten gar nicht bewusst. Und Fremde kennen nur den Stau auf der Mindener Straße und schauen nicht hinter die Nordbahn«, berichtet Nicole Hinkel. Sie selbst jedenfalls habe bis zu ihrer Exkursion nicht gewusst, wie schön die Badestadt eigentlich ist.
Und diese persönliche Erfahrung möchte die 35-Jährige nun auch anderen Menschen mitteilen. Ihre Diplom-Arbeit ist deshalb ein Buch, dessen Inhalt - die Architektur - grafisch repräsentabel in Form gebracht wurde und gleichzeitig einen Überblick über die Vielfalt der Baustile gibt. Da finden sich die Denkmäler des Kurparks genauso wieder wie alte Stadtvillen und moderne Wohnhäuser. Da ist das Hotel Königshof ebenso abgebildet und beschrieben wie die Kirche St. Peter und Paul. Privathäuser aus Oberbecksen, Lohe und Südstadt lassen auch hinter hohe Mauern blicken. Nicole Hinkel: »Die Adressen durfte ich nicht mit veröffentlichen. Die Privatsphäre musste gewahrt bleiben.«
Drei Monate lang hat sie Hunderte von Fotos aufgenommen, Daten und Fakten im Stadtarchiv recherchiert, mit Bauherren gesprochen. Denn der Leser des Buches kann nicht nur schöne Farbbilder sehen, er lernt die Architektur der Stadt auch in verständlich aufbereiteten Texten kennen. Für 17 Objekte hat sich die Grafikerin entschieden: »Ich hatte die Qual der Wahl, wollte aber unterschiedliche Bauformen und -stile gegenüberstellen«.
Aus Kostengründen gibt es von dem Buch nur drei Exemplare. Nicole Hinkel: »Ein Buch hat mich 70 Euro gekostet. Es wäre aber schön, wenn sich Sponsoren finden würden, die eine höhere Auflage ermöglichen könnten.« Das Buch eignet sich nicht nur als Mitbringsel für Touristen, sondern auch als Geschenk für Kunden. Wer die Grafikerin bei ihrer Idee unterstützen möchte, kann sich per Email unter letzteworte@gmx.de an sie wenden.

Artikel vom 03.03.2007