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Aktuelles Stichwort


Krötenwanderung

Warum wandern Kröten und Frösche? Sie haben drei Teillebensräume, sagt Frank Ahnfeld. Da ist zum Ersten das Gewässer, in dem sie sich fortpflanzen. Amphibien haben in der Evolution bereits den Sprung vom Wasser aufs Land geschafft, aber sie brauchen das Wasser noch für die Arterhaltung. Um dorthin zu gelangen, brechen sie bei bestimmten Wetterbedingungen alle gleichzeitig auf. Die Tiere, die das machen, nennt der Biologe »Explosionslaicher«.
Der Sommerlebensraum muss ein ausreichendes Nahrungsangebot bereit halten. Die Tiere brauchen ihn zum Anfuttern der Fettvorräte für den Winter. Bisweilen sind Sommer- und Winterlebensraum identisch oder überschneiden sich. Manche Kröten kehren früh in ihren Winterlebensraum zurück, andere später. Deshalb gibt es im Herbst - im Gegensatz zum Frühjahr - keine geschlossene Wanderung aller Amphibien, mithin kann man dafür auch keine Krötenzäune aufstellen. Eine Ausnahme stellt der so genannte Froschregen dar. Davon spricht man, wenn die Jungfrösche alle auf einmal zum ersten Mal in den Sommerlebensraum wechseln. Meistens ist das an einem Tag im Juli während eines Landregens. Es sieht tatsächlich so aus, als habe es Frösche geregnet: Hunderte Frösche können dann gleichzeitig auf der Straße sitzen. Leider lässt sich das Ereignis nicht vorhersagen.
Zum Überwindern brauchen Frösche und Kröten einen frostfreien Unterschlupf. Das können Baumhöhlen oder Erdgänge anderer Tierarten sein, Reisig- oder Laubhaufen sind ebenfalls sehr beliebt, schließlich auch Komposthaufen. Manche Krötenarten, aber keine hiesigen, sind in der Lage, sich bis zu eineinhalb Meter tief in die Erde einzubuddeln. Die Tiere halten übrigens keinen Winterschlaf, sie verfallen vielmehr in eine Winterstarre.
Die Krötenzäune werden etwa Mitte Februar aufgestellt. Je nach Verlauf der Wanderung bleiben sie vier bis sechs Wochen stehen. Sie sind mit einen leichten Neigung gegen die Wanderrichtung aufgestellt. Die Tiere können sie nicht überklettern. Frösche können zwar springen, sind aber Weitspringer und keine Hochspringer. Etwa alle 15 Meter ist ein Eimer in den Waldboden eingegraben, in den die Tiere dann plumpsen. Früh morgens kontrollieren Helfer die Eimer und tragen die gesammelten Kröten über die Straße. Neben den hauptamtlichen Mitarbeitern, Praktikanten oder Zivildienstleistenden ist die Biologische Station auf ein Netz von Ehrenamtlichen angewiesen. Etwa 40 Personen sind das zurzeit für alle Sammelstellen, aber damit der einzelne nicht jeden Morgen raus muss, sind es eher zu wenig. Jeder, der mitmachen möchte ist willkommen, sagt Frank Ahnfeld.
www.biostation-senne.de

Artikel vom 03.03.2007