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Auch Evaluatoren machen Schule nicht besser

Amüsante Innenansichten temporeich und wandlungsfähig präsentiert: »Die Daktiker«

Von Andrea Pistorius
(Text und Foto)
Elsen (WV). Der Lehrer, das bedauernswerte Wesen, erinnert sich sehnsüchtig an 13 Ferienwochen im Jahr. Heute ist das anders: Er arbeitet von Reformen gehetzt rund um die Uhr und muss obendrein Evaluatoren ertragen. Das Adolphinum macht diesen Skandal öffentlich: Kabarettspaß mit ernsten Untertönen.

Seit zwanzig Jahren steht das Satirequartett »Die Daktiker« auf der Bühne, und noch immer fällt den Pädagogen aus Lippstadt zum Thema Schule was ein. Was genau bedacht kaum verwundert, weil sicher in keiner anderen Einrichtung in diesem Land so viel ausprobiert und verändert wird. Jetzt haben sie sogar die Kontrollettis am Hals, um endlich das Pisa-Gespenst zu verscheuchen.
Diese finsteren Evaluatoren treten auf wie die »Blues Brothers« und räumen mal so richtig auf: Sabbatjahr? Gestrichen, genau so wie Fortbildung und Lehrerausflug während der Unterrichtszeit. Elterngespräche? Künftig nur noch während der Pausenaufsicht oder auch abends, und dann natürlich auf dem Schulhof, um Hausmeisterstunden einzusparen.
Flexibilität wird auch verlangt, am besten nach dem Switching-Modul-Modus. Nach 20 Minuten Bio verlässt Bachblütenhilde die 10 b, um die Leitung des Kunstkurses zu vertreten: Es werden Kerzenständer für den Basar am Tag der offenen Tür aus Knetmasse geformt - bis der Evaluator Hilde zur Deutschstunde in der 5 a abruft. Parole: Unterrichts- und Sitzpläne immer parat, stets auf Unvorhergesehenes gut vorbereitet und ständig gut drauf.
Den Lehrern bleibt nur, ihren Frust heraus zu singen: »Frauen als Reformer, sind der Ruin«, und deshalb wird nach Behler, Schäfer und Sommer auch mit einer Eiszeit gerechnet. Es ist ein Vergnügen zu sehen, wie wandlungsfähig und tempostark Brigitte Lämbgen, Andreas Boxhammer, Hans-Peter Königs und Hermann-Josef Skutnik in neue Rollen schlüpfen. Sie sind in fliegendem Wechsel Evaluatoren, Pauker, Schüler, Eltern oder Hausmeister und stellen dabei das Charakteristische ihrer Figuren sofort heraus.
Über das zu lachen, was einen besonders ärgert, ist die beste Medizin. »Die Daktiker« machen es ihrem Publikum mit hohem Pädagogenanteil, spaßbereit in der Gesamtschule Elsen erschienen, augenzwinkernd vor. Kurzweilig wird das zweistündige Programm durch munteren Szenen- und Genrewechsel und Musiknummern mit wechselnder Instrumentierung. Festzuhalten bleibt: Auch Evaluatoren machen Schule nicht besser. Vielleicht sollte man sie einfach mal in Ruhe arbeiten lassen.

Artikel vom 05.03.2007