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Stadtteil Wewer will sein Geld zurück

»Bürgerinitiative Wewersches Vermögen« gegründet - Initiator verärgert über Paderborn

Von Andrea Pistorius
Wewer (WV). Es ist nicht gerade Raubrittertum, was Weweraner Bürger der Stadt Paderborn vorwerfen. Aber betrogen fühlen sie sich schon. Deshalb gründeten sie am Samstag den Verein »Bürgerinitiative Wewersches Vermögen«.

Die Aufgabe der neuen Vereinigung soll es sein, darauf zu achten, dass die Bestimmungen des 1969 zwischen der Gemeinde Wewer und der Stadt Paderborn geschlossenen Gebietsänderungsvertrags genau eingehalten werden. Kernpunkt ist dabei Absatz 6: »Der Erlös aus Veräußerungen von Vermögensgegenständen im Ortsteil Wewer ist dem Vermögen im Ortsteil Wewer zur Erhaltung seines Wertes wieder zuzuführen«.
Und genau das ist nach Ansicht des Vereinsvorsitzenden Karl Meiners nicht passiert. Wenn die Stadt Paderborn ein Grundstück aus Weweraner Gemeindebesitz verkauft habe, dann sei der Erlös ins Stadtsäckel geflossen, aber nicht dem Dorf an der Alme zugute gekommen. Immer wieder habe der heute 75-Jährige auf diesen Vertragsbruch hingewiesen, sei aber im Stadthaus nur abgeblitzt. Bis ihm im vergangenen Jahr der Kragen platzte. »Damals wurden Gemeindeflächen im Twietken und an der Wasserburg verkauft. Und was hat Wewer bekommen? Nichts!«
Ein anderes Beispiel stammt aus den 1980er Jahren. Damals hatte die Stadt Paderborn die Schulgrundstücke am Alten Hellweg verkauft (heute: Sparkasse und Schlecker-Markt), und der Ortsteil Wewer habe von dem Erlös keinen Pfennig gesehen, erinnert Meiners an gescheiterte Vermittlungsversuche seinerseits. Das es dazu habe kommen können, sei allerdings auch ein Versäumnis der Weweraner gewesen, räumt der im Dorf angesehene Bürger ein. »Niemand hat sich drum gekümmert.«
Das soll jetzt anders werden. Karl Meiners geht davon aus, dass er als Vorsitzender des neuen Vereins Auskunft über die Vermögensverhältnisse der ehemaligen Gemeinde Wewer bei Stadtverwaltung und Grundbuchamt erhalte, was ihm als Privatperson verwehrt worden sei. Elf weitere Männer unterzeichneten am Samstag mit ihm das Gründungspapier. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wählten sie Heiner Frank; Geschäftsführer wurde Michael Rammert, Schatzmeister ist Dieter Wirth.
Zweck des Vereins ist laut Satzung »die Bewahrung und Sicherstellung des Wewerschen Vermögens«. Wird künftig ein Grundstück verkauft, soll der Erlös auf einem Notar-Anderkonto hinterlegt werden, um von den Zinserträgen soziale Aufgaben zu erfüllen. Meiners erwähnte in der Versammlung die Finanzierung eines Altenpflegeheims oder einer Sporthalle, auf beide Einrichtungen warteten die Weweraner schon lange. Ob aus früheren Transaktionen Rückforderungen möglich sind, müsse ein Rechtsanwalt klären.
Die Gemeinde Wewer hatte sich 1969, also schon vor der Kommunalen Neugliederung des Jahres 1975, dafür entschieden, vom Amt Borchen in die Stadt Paderborn zu wechseln. Damals hatte sich die Stadt im Gebietsänderungsvertrag auch verpflichtet, in Wewer »eine Hauptschule mit Turnhalle« zu bauen. Das ist bis heute nicht passiert: »Ein weiterer Rechtsbruch«, moniert Karl Meiners. Die »Bürgerinitiative Wewersches Vermögen« werde auch diesen Fall zum Thema machen.

Artikel vom 05.03.2007