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Am Mauri erste Schritte
in Filmbranche gewagt

Drehbuchautor Martin Thau beim Mauritius-Abend

Von Anna Herbst (Text und Foto)
Büren (WV). »Good Bye Lenin«, »Emil und die Detektive« oder die Telenovela »Verliebt in Berlin« hat fast jeder schon einmal gesehen. Die Personen, die hinter diesen Produktionen stecken, kennen aber nur die Wenigstens. Nicht so der ehemalige Schüler des Mauritius-Gymnasiums Martin Thau. Denn die Drehbuchautoren dieser Filme und Serien wurden allesamt von ihm unterrichtet.

Über seine vielseitigen Erfahrungen als Drehbuchautor und Lehrer an der Filmhochschule in München berichtete der 52-Jährige am Freitag beim Mauritius-Abend in der Aula des Bürener Gymnasiums. Zum Mauritius-Abend lädt der Verein ehemaliger Mauritianer in jedem Jahr einen Alt-Schüler ein, der sich durch eine besonders interessante Tätigkeit auszeichnet.
Als Drehbuchautor und Leiter der Drehbuchwerkstatt an der Filmhochschule München, kennt Martin Thau, der 1973 in Büren sein Abitur machte, die Film-Branche nur zu gut und konnte interessante Einblicke in die Film- und Fernsehwelt bieten.
In seiner Drehbuchwerkstatt bildet der gebürtige Essener jedes Jahr zehn angehende Autoren aus und unterstützt sie über ein Jahr lang beim Schreiben einer Geschichte für Film oder Fernsehen. »Das ist ein bisschen wie der Beruf eines Therapeuten«, scherzt Thau. Am Ende der Ausbildung, schafft es meinst nur ein Absolvent, sein Drehbuch sofort zu realisieren. Das zeigt, wie schwierig es ist, in der Filmbranche Fuß zu fassen. »Wer heute ohne jede Ausbildung einfach ein Drehbuch an eine Produktionsfirma schickt, hat keine Chance, dass das Buch tatsächlich verfilmt wird«, berichtet der Alt-Schüler. Dabei müsse ein gutes Drehbuch nicht unbedingt gehaltvoll sein. Wichtig sei, so Martin Thau, dass die Zuschauerzahlen stimmen. Außerdem hänge es von den Filmkritikern und den Filmfestspielen ab, ob sich ein Drehbuchautor als solcher etablieren könne, oder nicht.
Auch den Einfluss von Fernsehen und Werbung auf die Filmindustrie konnte der Drehbuchautor seinen Zuhörern anschaulich erläutern. Durch die hohen Summen an Fördergeldern des Fernsehens sei es in Deutschland kaum möglich, ein Drehbuch ohne das Fernsehen in die Tat umzusetzen. »Dadurch ist der deutsche Film etwas abgeflacht. Denn um gefördert zu werden, muss ein Drehbuch immer etwas gebremst sein, schließlich soll es im Fernsehen ja eine breite Masse ansprechen«, so Thau. Einen ähnlich großen Einfluss habe die Werbung in der Filmindustrie. Dass ein Großteil der Werbespots im Fernsehen Frauen, vor allem Hausfrauen, als Zielgruppe habe, sei der Grund, warum es kein einziges, reines Männerprogramm mehr gäbe.
Thau selbst wusste schon mit 15 Jahren, dass er die Filmhochschule in München besuchen will. So leitete der Internatsschüler bereits zu seiner Zeit am Mauritius-Gymnasium den dortigen Filmclub, organisierte Filmvorführungen in der Schul-Aula und schrieb Kritiken. Nach dem Abitur ging er aber zunächst nach Amerika, studierte in München Germanistik und wurde anschließend 1978 an der Hochschule für Fernsehen und Film in München angenommen. »Bei der Aufnahme an die Hochschule, waren mir die Unterlagen aus meiner Zeit am Mauritius-Gymnasium eine große Hilfe«, erinnert sich Thau. Überhaupt blicke er gerne auf diese Zeit zurück. »Als Zehnjähriger war es sehr schwer, im Internat zu wohnen, doch nach den ersten drei Jahren war es von großem Vorteil, denn wir hatten viel mehr Freiheiten, als die Schüler, die zuhause bei ihren Eltern lebten«, meint Thau. Wenn er heute zurück denke, steche besonders die Erinnerung an seine damalige Freundin und an die Tanztees unter dem Dach der Schule heraus. Beim anschließenden Gang durch seine alte Schule, stellte er fest: »Hier hat sich wirklich nicht viel verändert.«

Artikel vom 05.03.2007