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Wort zum Sonntag

Heute von Diakon Bringfried Schubert

Bringfried Schubert ist Diakon im katholischen Pfarrverbund Stukenbrock und Stukenbrock-Senne.
Der Apostel Paulus hat einen erheblichen Schriftwechsel bewältigt. Unter anderem bekamen auch die Christen des Ortes Philippi einen persönlichen Brief.
Wenn so ein Mann an eine Gemeinde schreibt, muss er seine Gründe haben. Was war mit den Leuten in Philippi los? Es gab dort in der Gemeinde Christen, die ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Körper hatten. Sie nahmen ihren Leib übermäßig wichtig wie in unseren Tagen auch so mancher. Andere wiederum hatten gar nichts übrig für ihren Körper und erklärten ihn zum Niemandsland. Auch das gibt es heutzutage, wenn zum Beispiel jemand behauptet, es wäre völlig überflüssig, sich zu waschen oder sich zum Sonntag mal etwas anderes anzuziehen als Schlapperpullover und Beuteljeans.
Es geht in der Lesung des 2. Fastensonntags (Phil 3,17-41) also um eine spezielle Frage des Paulus: Wie haltet ihr es mit einem Hauptgegenstand eurer Existenz - mit eurem Bauch? Die Frage ist für uns Leute des Jahres 2007 nicht uninteressant, denn sie trifft uns auch. Wir haben alle entweder zu viel oder zu wenig Bauch. Da haben wir es dann: Ein voller Bauch studiert nicht gern, sagt das Sprichwort. Oder: Ein fetter Bauch macht mageres Gehirn. Noch ein schönes Bauch-Sprichwort: Wo der Bauch Gott ist, da ist der Kopf ein Schornstein, aus dem nur Rauch kommt. Das Gegenteil gilt aber auch: Ein unzufriedener Bauch macht keine geraden Furchen. Und auch das stimmt: Auf einem hungrigen Bauch steht kein fröhlich Haupt.
Der heilige Johannes Chrysostomus schreibt um das Jahr 400: »Den Bauch hast du bekommen, dass du ihn nährst, nicht, dass du ihn zum Platzen überfüllst. Wenn ein Meer aus seinen Schranken tritt, richtet es nicht so großes Unheil an als ein Bauch bei uns an Seele und Leib.«
Die Frage ist auch heutzutage nicht überflüssig: Wie verhält sich mein Leib zu meinem Glauben? In welchem Verhältnis steht mein Leib zu meiner Religion?
Menschen, die in der heutigen Vollversorgungszeit dauernd über jedes Essen meckern, haben wohl kaum einen fröhlichen Glauben. Kinder, die ihr Schulbrot irgendwohin werfen, werden wohl kaum ehrfurchtsvolle Erstkommunikanten sein. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist genau so gefährlich. Wer nie eine Kultur des Essens gestaltet, wer immer nur Fastfood unaufmerksam in sich hineinstopft, wird auch keine Feinfühligkeit für festliche Liturgie haben.
Wer seinen Leib nicht in seine Glaubensexistenz einbezieht, sabotiert eigentlich die Auferstehung von den Toten, die uns allen zugesagt ist. Ein priesterlicher Freund drückte das so aus: »In der Fastenzeit muss ich mir das Maß meiner Kalorien überlegen, damit nicht die Fettsucht meine Pastoral sabotiert. Ich muss mir aber genau so das Minimum meiner Kalorienzufuhr überlegen, damit nicht der Mangel an Nahrung meine notwendige Kraft für die Seelsorge außer Kraft setzt und ich als grantiger Halbverhungerter den Leuten auf die Nerven gehe.« - Gewaltfraß ist genau so gefährlich wie Gewaltfasten. Es ist natürlich gar nicht einfach, diese Balance hinzubekommen. Das muss jeder für sich selbst ausprobieren. In meinem Brevier fand ich dazu als Hymnus das kluge Wort: »Maßvoll lebe der Leib, wachsam und lauter der Geist, dass der Weg dieser Z^eit Durchgang zur Auferstehung sei. Die Erde zu heilen, schuf Gott diese Tage.«
Eine ernst zu nehmende aber auch frohe Fastenzeit wünscht Ihnen

Ihr Bringfried Schubert
Diakon

Artikel vom 03.03.2007