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97 Prozent der Sextäter
suchen Opfer im Internet

Tipps für Eltern: Welche Gefahren im »Chat« lauern

Halle (el/abe). Die meisten aller Sexualverbrechen fangen im Internet an. In Chat-Räumen werden die ersten Kontakte zumeist mit Minderjährigen geknüpft. Doch wie können Eltern ihre Kinder davor schützen?

Nach einer Umfrage unter Kindern seien von zehn Chat-Kontakten fünf bis sieben belästigend - wegen des schroffen Umgangstons und sexuellen Fragen. Schließlich knüpfen 97 Prozent aller pädophilen Straftäter im Internet ihre Kontakte, ergab eine Studie. Dabei bleiben die Traumatisierungen oft nicht auf die virtuellen Chat-Räume beschränkt. Denn 25 Prozent aller Chatter verabreden sich mit ihren Gesprächspartnern.
Info-Abend im Bürgerzentrum Remise. Thema: Die Gefahren für Mädchen in Chat-Räumen. Referentin Karin Krudup warnt Eltern: »Alle wissen, dass man seine Adresse, sein Bild, seine Telefonnummer nicht herausgibt und sich nicht einfach so verabredet. Trotzdem passiert es. Und die Kinder reden meist nicht darüber, weil sie befürchten, dass ihnen dann der Internetzugang verboten wird.«
28 Eltern sind zum Info-Abend gekommen. Nur drei von ihnen haben jemals in ihrem Leben gechattet. Das Internet ist eine ganz eigene neue Welt. Und wie in der realen Welt ist auch hier nicht immer alles positiv. »Das Neue beim Umgang mit dieser Welt ist: Die Jugend ist uns voraus,« sagte Karin Krudup, die beim Bielefelder Selbstverteidigungs- und Bewegungszentrum für Frauen und Mädchen »BellZett« arbeitet. Darum sei es oft schwer nachzuvollziehen, was Jugendliche im Internet machten. »Wir sehen, dass sie da sitzen. Aber auf die Inhalte haben wir kaum Zugriff.«
Doch was können Eltern tun, um ihre Kinder zu schützen? Gerade ein offener Umgang mit dem, was im Chat-Raum geschieht, sei dringend notwendig. Hier gehe es für die Eltern um eine Gradwanderung zwischen Kontrolle und Interesse. Eine Möglichkeit: Sich von den Kindern in diese neue Welt einführen lassen.
»Chatten bietet tolle Möglichkeiten, sich auszutauschen und dabei auch mal ganz andere Persönlichkeiten anzunehmen«, sagte die Pädagogin. Allerdings liege hier auch die Gefahr. Denn Kinder wüchsen in einer Atmosphäre auf, in der Vertrauen und das Gebot, die Wahrheit zu sagen, ein Erziehungsziel seien. So verlieren vor allem 11- bis 14-Jährige oft aus dem Blick, dass ihr virtuelles Gegenüber sich als jemand anderes ausgibt, als er wirklich ist. Im heimisch-vertrauten Umfeld vor dem Bildschirm werden plötzliche Brüche dann besonders schlimm.
Die Kinder werden schon in der Grundschule ans Internet herangeführt. Es wird wie selbstverständlich als Recherche-Instrument empfohlen und oftmals auch nur als ein harmlos-neutrales Hilfsmittel gesehen. Entsprechend wird meist auf kritische Einführungen verzichtet, die Kinder mit den grenzenlosen Möglichkeiten in den virtuellen Räumen allein gelassen.
Vor allem Mädchen nutzen die zahlreichen Kommunikationsmöglichkeiten - und fallen dann häufig leider auf die Täter herein.

Artikel vom 03.03.2007