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Rätselraten über Uran-Herkunft

Nachbarn beunruhigt wegen der Pellets -ƊMedienrummel in Raabestraße

Von Michael Robrecht
und Ingo Schmitz
Lauenförde (WB). So einen Medienauflauf hat Lauenförde noch nicht erlebt: Fernsehteams und Reporter von Agenturen und Zeitungen stehen vor dem Haus in der Raabestraße Schlange, weil dort im Garten 110 Gramm angereichertes Uran gefunden worden sind.

Der gesamte Ort beteiligt sich am Rätselraten um den Uranfund auf dem Grundstück von Familie F., das direkt neben dem Firmengelände des Glasveredlers Interpane liegt. »Wir haben heute auf dem Schulhof über nichts anderes gesprochen«, sagt Nachbar Dennis Müller. Woher stammt das in Lauenförde aufgetauchte Uran? Diese Frage versucht der Staatsanwalt zu klären; er ermittelt gegen Hermann F., den Besitzer des radioaktiven Materials.
Eine Sondereinheit der Polizei hatte gestern Mittag das Haus mit einem Messgerät abgesucht - es könnte ja weiteres Uran in dem Gebäude oder im Garten versteckt sein. Hinter einem Bretterverschlag des 45-jährigen Lauenförders, der wegen einer Erkrankung bei den Eltern lebt, war am 22. Februar das Uran entdeckt worden. 14 bleistiftdicke Stäbe fand das Gewerbeaufsichtsamt in einem Stahlbehälter im Boden vergraben. »Wir rücken aus bei allem, was mit Radioaktivität zu tun hat«, erläuterte Dr. Bernd Wiener, Leiter des Staatlichen Gewerbeaufsichtsamtes Hildesheim, das vom Umweltministerium den Marschbefehl bekommen hatte. Für die Bürger wichtig ist, dass die Pellets ungefährlich und nicht für eine militärische Nutzung geeignet sind.
Samtgemeindebürgermeister Norbert Tyrasa zeigte sich bestürzt, dass eine solche Menge Uran in seiner Gemeinde gefunden worden ist. »Die Lauenförder sind nicht besorgt über das Uran, vielmehr über die Tatsache, dass jemand den radioaktiven Stoff hier vergraben hatte.« Katharina Müller: »Ich hatte Angst, dass meine Kinder Schaden nehmen können.«
In der Nachbarschaft galt Hermann F. als schwieriger Charakter. Das bestätigte auch Ulrich Eschenlohr (46), der mit Hermann F. gemeinsam ein Gymnasium in Brakel besucht hat. »Er war schon immer etwas sonderbar, lebte in seiner eigenen Welt. Ihn nahm keiner richtig ernst.« Später sei Hermann F. wegen seiner Pöbeleien und seiner aggressiven Art aufgefallen. Er habe in einem Fachwerkhaus gelebt, in dem er die Wände herausgeschlagen habe. »Den Schutt hat er entsorgt. Er hat behauptet, das sei alles verstrahlt«, berichtete ein Nachbar. Auch habe er einzelnen Bürgern damit gedroht, sie zu verstrahlen, hieß es weiter. Man habe ihn nicht ernst genommen, aber trotzdem Angst gehabt. Ein anderer Nachbar sagte, seit Sommer 2006 sei Hermann F. ein ganz anderer Mensch: »Vorher war er schlimm, aber seither ist er ein feiner Kerl.«

Artikel vom 02.03.2007