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Drei Verletzte aus brennendem Auto gerettet

Nach Unfall auf der Langen Straße lobt Polizei mutige Ersthelfer für vorbildlichen Einsatz

Versmold (hj). Menschen aus einem brennenden Auto zu retten, kann lebensgefährlich sein. Vier mutige Ersthelfer taten es am Sonntag, ohne zu zögern. Sie retteten, wie berichtet, drei Insassen aus einem brennenden Mercedes vor dem Tod. »Für solche Momente gibt es keine Anleitung«, sagt der Pressesprecher der Kreispolizeibehörde, Karl-Heinz Stehrenberg.

Für Edeltraud Fuß (49) aus Versmold, ihre Tochter Conny Herzog (17) und Schwiegersohn Christian Stötwig (20) aus Verl war sofort klar: Hier musste gehandelt werden, bevor Menschen sterben. »Wir haben zwar den Wagen wahrgenommen, der uns überholt hatte, aber nicht damit gerechnet, dass er kurze Zeit später gegen den Baum fährt«, erzählt die Versmolderin im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. »Als wir zur Unfallstelle kamen, haben wir nicht lange überlegt. Wir wollten helfen, und das sofort!«
Der Mercedes war, wie Montag berichtet, abends auf der Langen Straße in Oesterweg unterwegs. Der 29-jährige Fahrer aus Gütersloh nutzte eine leichte Verbreiterung der ansonsten schmalen Fahrbahn, um mit hoher Geschwindigkeit einen vor ihm fahrenden Wagen zu überholen.
Nach 300 Meter wird die Straße wieder schmaler. In einer scharfen Linkskurve unterschätzte der Fahrer den weiteren Straßenverlauf und der Wagen knallte mit hoher Geschwindigkeit frontal gegen einen Straßenbaum. Der Pkw geriet nach kurzer Zeit in Brand.
»Ich habe nur mitbekommen, dass Qualm aus dem Motorraum aufstieg. Kurze Zeit später kamen die ersten Flammen«, erinnert sich Edeltraud Fuß an das Geschehen. Da hätten sie bereits die hinten sitzende Mitfahrerin befreit. »Die Fahrertür war eingedrückt und konnte von uns nicht geöffnet werden. Da haben wir es mit der anderen Tür probiert.«
Ebenfalls großen Mut bewies der Versmolder Gunther Heinze. Der 49-Jährige kam mit seiner Frau Christel aus Richtung Harsewinkel und sah das brennende Auto. »Ich bin auf den Beifahrer zugerannt, der gerade aussteigen wollte und habe ihn gebeten, gemeinsam den schwer am Kopf verletzten Fahrer zu befreien«, berichtet Heinze. »Meine Frau hat dann eine Decke und den Verbandskasten geholt und wir haben gemeinsam den Mann auf die Decke gelegt.« Dort habe ihn der Beifahrer versorgt, bis der Notarzt eintraf. »Ich hatte Angst, aber ich würde es immer wieder tun«, sagt Heinze, der sich ausdrücklich nicht als Lebensretter verstanden wissen will. »Ich habe gesehen, dass sich Menschen in unmittelbarer Gefahr befinden und sofort Hilfe brauchen. Die habe ich geleistet.« Was er allerdings nicht verstand war das Verhalten eines jungen Mannes, der mit seinem Fotohandy während der Rettungsaktion Aufnahmen machte und dann verschwand.
Die Polizei lobt derweil ausdrücklich das vorbildliche Verhalten der Ersthelfer, die sich sofort an der Unfallstelle um die drei Personen im Auto gekümmert und sie aus dem schon brennenden Wagen herausgezogen haben. Dennoch ist das Bergen von Personen aus solchen Fahrzeugen mit Risiken verbunden. »Jeder Unfall ist anders und besonders dann, wenn ein Fahrzeug brennt, muss jeder selber entscheiden, ob er helfen kann oder nicht«, sagt Stehrenberg. Hier sei Selbsteinschätzung gefragt. Wenn jemand ausgebildet ist, kann er die Lage sicherlich besser beurteilen als jemand, der noch nie etwas damit zu tun hatte«, sagt Stehrenberg weiter. Hier dürfe man sich auch nicht überschätzen. »Denn ein brennendes Auto kann auch irgendwann explodieren. Und dann bringen sich die Helfer in eine sehr gefährliche Situation.«

Artikel vom 02.03.2007