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Wenn Spielen
zu einem
Problem wird

Fachtagung der Suchtprävention

Von Wolfgang Braun
Kreis Höxter (WB). »Kinder und Computerspiele« war gestern das Thema einer Fachtagung im Kolping-Berufskolleg Brakel. Etwa zweihundert Lehrer, Sozialarbeiter und Eltern nahmen daran teil.

Veranstalter war der Arbeitskreis Suchtvorbeugung im Kreis Höxter. »Was haben Kinder und Jugendliche davon, wenn sie stundenlang am Computer hocken und virtuelle Gegner abballern ?«, war eine der Fragestellungen, denen sich Sonja Ganguin, Universität Bielefeld, in ihrem Vortag »Lebenswelt Computerspiel - Herausforderung für Pädagogen« widmete. Die 28-jährige Diplom-Pädagogin, die derzeit eine Promotionsarbeit zu diesem Thema anfertigt, beschreibt die Gefühle des Erfolgs, der Anerkennung und der Herausforderung als »Belohnungserlebnisse« vor allem bei Online-Spielen Diese könnten aber bei exzessivem Konsum dazu führen, dass Realitätsverlust eintrete, dass die Spieler ihre reale Kontakte immer mehr verarmen ließen.
»Ich saß zuletzt 13 Stunden täglich am Computer«, schildert Pascal Gaertig sein Leben und den Leidensweg als »Ex-Gamer«. Er arbeitet jetzt als Systemkaufmann bei Fachin-Computer in Brakel. 37 Prozent der 12- bis 19-Jährigen spielten regelmäßig täglich, weiß Ganguin.
Es kämen »gelegentlich« Jugendliche in die Sucht- und Drogenberatungsstelle der Caritas in Brakel, bei denen exzessives Spielen ein Problem ist, berichtete deren Leiter Burkhard Albers.
Für Sonja Ganguin ist klar: »Computerspiele machen süchtig. Darauf geben Hirnuntersuchungen Hinweise.« Einige der Ego-Shooter - wie zum Beispiel »Doom« - gehörten auf den Index.
Aber von generellen Verboten hält sie gar nichts. Sie, die sich als ein Fan von Strategiespielen wie »Civilization« bekennt, setzt auf die Erziehung zur Kritikfähigkeit: »Die Kinder müssen lernen zu unterscheiden, ob ihnen ein Spiel gut tut oder nicht.« Sie müssten in die Lage gebracht werden, Distanz zu dem Spielgeschehen zu gewinnen und zu erkennen, wie die Sogwirkung entsteht.
Über neueste Trends auf dem Computerspielmarkt informierten Pascal Gaertig und Hermann Achilles. »Eltern sollten Kinder mit Computerspielen nicht allein lassen«, rät Albers.

Artikel vom 02.03.2007