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Johann König: der Albtraum
aller Katzen

Herrlicher Stuss vor vollen Rängen

Von Kai Hasenbein
Delbrück (WV). »Ton- und Bildmitschnitte verboten!« Ob der Hinweis am Eingang der Delbrücker Stadthalle einen tieferen Sinn hatte? Er hatte! Würde nämlich allzu öffentlich, was Johann König dort am Samstag verzapfte, würde er von Amts wegen wohl für einige Zeit von der Bildfläche verschwinden . . .

Aber im Ernst: Falls es überhaupt so weit kommen sollte, hätte er die vollen Ränge der Stadthalle als Fürsprecher auf seiner Seite. König gehört nicht zu den bekanntesten, aber sicher zu den innovativsten Comedians der deutschen Szene. Und so füllte König - trotz bescheidener Medienpräsenz - die Halle zu Recht mit links.
Dabei besteht die Show »Johann König eskaliert« überwiegend aus hanebüchenem Stuss: Abstruseste Stories, mit voller Hand gegriffen aus dem gruseligen Reservoir einer verkrachten Existenz, bilden mit verqueren Gedichtchen eine Atem beraubende Gemengelage. Dazu stoßen sein brüchiges Stimmchen und ein Blick, der auf der Klaviatur des Ausdrucks alle Dissonanzen zu spielen vermag.
Schauerlich, welchen Nutzwert er einem elektrischen Milchaufschäumer beim Entfernen von Zecken bei Katzen beimisst. Lötkolben für den »ewigen Lidstrich« und zur Verschönerung von Blinddarmnarben zu possierlichen Tausendfüßlern, aber auch Klingeltöne fürs Fahrrad sind in Königs Kosmos bunte Normalität.
Voll ist das Fass, wenn sein mit allerlei Tracht behangener Freund »Helmut aus Peru« mit reservierter Schlichtheit den Gesang Königs begleitet. Herrlich schräg, aber passend: »Wenn man auf so etwas kommen will, muss man schon speziell einen an der Murmel haben«, bekannte König.
Einfach spitze, dieser Abend: Zwar meinte König, dass er für sich selbst kein Geld ausgeben würde, doch die Zuschauer hatten ihr Kommen keineswegs bereut. Wie es gelungen ist, einer Figur so viel geistreichen Unsinn auf den Leib zu schneidern, ist im Konzert der deutschen Comedyfraktion sicherlich ungewöhnlich. In Zeiten, in denen Flaggschiffe wie Rüdiger Hoffmann, Herbert Knebel oder auch Helge Schneider um alte Form ringen, hat Johann König seine Nische besetzt und bereitet den Zahlenden einen Heidenspaß. Ob das auf Gegenseitigkeit beruht, ließ er allerdings offen: »Mit dem Erfolg hat man auch das Geld, dass man braucht, um sein Publikum zu lieben . . .«

Artikel vom 05.03.2007