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Wort zum Sonntag

Heute von Christa Stausberg

Christa Stausberg, katholische Kirchengemeinde.

Vor einigen Jahren sah ich den Film »Die Wüste lebt« von Walt Disney. Wunderschöne Aufnahmen von einem Stückchen Erde. In unseren Köpfen hingegen existiert ein ganz anderes Bild von Wüste. Sand, Sandstürme, Durst, unerträgliche Hitze, Einsamkeit, das bringen wir mit Wüste in Verbindung. Aber Wüste ist mehr.
Ich lese immer wieder in dem »Wo der Dornbusch brennt« von Carlo Carretto. Er war der Präsident der katholischen Jugend Italiens und wurde ein kleiner Bruder. Er ging zu Charles de Foucauld. Carlo Carretto hat zu Hunderttausenden auf dem Petersplatz gesprochen und ging in die Einsamkeit der Wüste. Er spricht davon, dass der größte Reichtum der Sahara die Einsamkeit und die Stille sei. Er beschreibt, wie er in dieser Stille, in dieser Einsamkeit den Ruf Gottes gehört hat. Immer wieder hat er sich auf den Weg zu Wüstentagen gemacht.
In der Bibel finden wir keinen Bericht, mit welchen Worten Jesus seine Erfahrungen in der Bibel umschrieben hätte. Die drei Evangelisten berichten, dass der Geist Gottes Jesus in die Wüste getrieben hat. Dort blieb er 40 Tage. Wir erinnern uns, dass der Teufel ihn dort auf die Probe stellte. Jesus war bei der Taufe im Jordan noch der geliebte Sohn, von Gott auserwählt. Jetzt der Mensch, der sich bewähren muss, der Einsamkeit erfährt und seine eigene Wüste in sich aushalten muss. Da ist Jesus ganz Mensch. Auch wir erleben Zeiten der Einsamkeit. Viele scheitern daran. Einsamkeit ist zu einem großen Problem unserer Zeit geworden. Ähnlich schwierig ist es, Stille auszuhalten.
Ich habe mir für diese Fastenzeit zu bestimmten Zeiten vorgenommen, kein Radio zu hören und kein Fernsehen einzuschalten. An die Stille des Hauses am Morgen muss ich mich gewöhnen. Das Schwierigste aber ist, ich muss mich alleine aushalten. Wenn man so will, kann man von einer eigenen inneren Wüste sprechen. Jesu Weg ist der Weg in die Wüste und diese Wüstenerfahrungen ziehen sich durch sein Leben bis zum Tod am Kreuz. Dort in der Wüste widerstand er den Versuchungen des Bösen. Die Anwesenheit des Guten und Bösen liegen nah beieinander. Wie für Jesus sind auch für uns heutige Menschen Versuchungen nichts Fremdes. Sie sind in vielfältiger Form anzutreffen. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde einem Volk Brot statt Steine versprochen. Da war die Versuchung, an Gottes Führung zu verzweifeln und die Ohnmacht des Glaubens einzugestehen.
Da ist die Versuchung, die Bibel nicht mehr zu lesen und ihrer Botschaft nicht mehr zu glauben, weil diese den neuesten Forschungsergebnissen nicht mehr entsprechen. Jeder von uns hat seine Versuchung, mit der er zu kämpfen hat. Ich wünsche uns, dass wir nicht vor ihnen weglaufen, sondern dagegen kämpfen. Es erscheint mir sehr wichtig, die Auseinandersetzungen mit ihnen aufzunehmen. Das ist unsere Chance, aus unserer Wüste verwandelt zurückzukommen. Wir werden dann Gottes Größe und Liebe spüren. Wir sind trotz allem Gottes geliebte Söhne und Töchter.

Artikel vom 03.03.2007