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Forscher will Knorpel und Knochen züchten

Dr. Christian Prante erhält Heinemann-Preis

Bad Oeynhausen (WB). Dr. Christian Prante vom Herz- und Diabeteszentrum hat für seine Forschungsarbeit über die Züchtung von Knorpel den renommierten Heinemann-Preis für Nachwuchswissenschaftler erhalten.


Der Förderpreis der Sophia-und-Fritz-Heinemann-Stiftung ist mit 6000 Euro dotiert. Der Preisträger, ein 29-jähriger Biochemiker aus dem Institut für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin von Prof. Dr. Knut Kleesiek, wurde ausgezeichnet für seine Untersuchungen an dem Eiweißstoff Xylosyltransferase, einem Enzym, das an der Entwicklung von adulten Stammzellen zu Knochen- und Knorpelzellen beteiligt ist. Von seinen Erkenntnissen könnten künftig Patienten profitieren, die an chronischen Gelenkserkrankungen leiden.
Das Enzym mit dem unaussprechlichen Namen hat es der jungen Forschungsgruppe von Professor Knut Kleesiek schon seit einiger Zeit angetan. Erst vor wenigen Jahren wurde die Xylosyltransferase in der Arbeitsgruppe von Dr. Christian Götting und Dr. Joachim Kuhn entdeckt. Die Bad Oeynhausener Wissenschaftler sind für ihre Studien im Bereich der medizinischen Biochemie im In- und Ausland bereits vielfach ausgezeichnet worden. Um die Funktion der Eiweiße beim Aufbau der Knorpel- und Knochensubstanz besser zu verstehen, nahm Christian Prante nun die einzelnen Stadien ihrer Entwicklung genauer in Augenschein. »Wir erhoffen uns neue Einblicke in den Verlauf chronischer Gelenkserkrankungen«, erläutert der Wissenschaftler. »Außerdem ergeben sich Hinweise auf neue Strategien für die künstliche Herstellung von Knorpel- und Knochensubstanz.«
Wie das funktionieren könnte, hat Christian Prante in seiner ausführlichen Studienarbeit, für die er den Doktortitel mit Auszeichnung erhalten hat, vorgestellt. Jeder Mensch besitzt eine geringe Anzahl von adulten Stammzellen, die besonders im Knochenmark angesiedelt sind. Bis ins hohe Alter können sich diese Stammzellen zu den verschiedensten Zelltypen entwickeln. In den vergangenen Jahren wurden sie deshalb immer mehr zu einer attraktiven Quelle für die künstliche Herstellung von Knorpel- und Knochengewebe. Prante kann belegen, dass das Enzym Xylosyltransferase an der Knorpelbildung entscheidend beteiligt ist.
»Wie genau diese Ausdifferenzierung der Zelle vor sich geht, das ist noch nicht komplett erforscht«, gibt Prante zu bedenken. »Aber wir haben wertvolle neue Erkenntnisse über die Funktion des Enzyms gewonnen, die zudem auf die mechanische Belastbarkeit von künstlich hergestelltem Knorpel hinweisen.« Das kann Professor Knut Kleesiek, Direktor des Instituts für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin, nur bestätigen: »Der Weg von der wissenschaftlichen Grundlagenforschung bis hin zum zugelassenen pharmazeutischen Mittel ist sehr weit. Unsere Wissenschaftler werden am Ende für ihre Hartnäckigkeit belohnt, ihre Studien weiter zu verfolgen. Dazu gehört auch, zahlreiche Rückschläge zu akzeptieren, bis sich der Erfolg zeigt.«
Ein ganzes Jahr Forschung hat Christian Prante investiert, bis er die Wirkungsweise des Enzyms auf biochemischem Wege ausschalten konnte. Doch obwohl er spätestens seit seiner Diplomarbeit vor fünf Jahren weiß, dass »rund 80 Prozent aller Experimente fehlschlagen«, sieht er den Förderpreis als Bestätigung dafür, die richtige Richtung eingeschlagen zu haben. »Auf jeden Fall möchte ich hier im Institut die Forschung auf diesem Gebiet weiterführen, es gibt noch vieles, was wir nicht wissen.«

Artikel vom 02.03.2007