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Mehr Spaß bei den Herren

Tischtenniskreis: 16 Frauen schlagen in Männermannschaften auf

Von Sylvia Rasche
Höxter/Warburg (WB). »Manche Männer sind schon ein bisschen verwundert, wenn sie verlieren«, lacht Inge Schmidt. Die 70-jährige Höxteranerin ist eine von 16 Frauen im Tischtenniskreis Höxter-Warburg, die in der aktuellen Saison in Männermannschaften aufschlagen.
Susanne Mühlenhoff spielt beim Spitzenreiter der 3. Kreisklasse Herren, Staffel I, TV Jahn Bad Driburg. Foto: Karsten Willeke
Möglich macht das ein Beschluss des Verbandstages des Westdeutschen Tischtennis Verbandes (WTTV), der es seinen Kreisen erlaubt, Frauen bis zur Kreisliga in Männermannschaften einzusetzen, sofern der Verein keine eigene Frauenmannschaft melden kann. Nicht glücklich mit dieser Lösung ist Michael Keil, Geschäftsführer des WTTV. »Wir haben uns als Verband lange gegen diese Regelung gewehrt und würden es lieber sehen, wenn die Vereine genug Frauen für eigene Mannschaften stellen könnten«, erklärt Keil. Allerdings habe man sich dem Willen der Vereine gebeugt. Insgesamt spielen nach Schätzungen des WTTV knapp 100 Frauen in der aktuellen Saison in Männermannschaften.
Im Tischtenniskreis Höxter-Warburg nutzt unter anderem der der TTC Fortuna Frohnhausen diese Regelung für sich aus - und fährt damit sehr gut. »Wir könnten sonst gar nicht mehr in der Mannschaft spielen. Anfangs war es auch für die Gegner ungewohnt, gegen Frauen anzutreten. Mittlerweile sind wir in unserer Staffel bekannt und haben viel Spaß«, erklärt Stefanie Rohde. Gemeinsam mit Marina Schmitz, Brigitte Kiele-Dunsche und »Quoten-Mann« David Splett schlägt sie in der dritten Kreisklasse auf, ziert bislang allerdings das Tabellenende. Dennoch ist sich das Frohnhauser Quartett einig: »Es geht schrittweise aufwärts. Wir werden die Saison nicht ohne Punktgewinn abschließen.«
Ganz oben an der Tabellenspitze rangiert Susanne Mühlenhoff in der dritten Kreisklasse mit dem TV Jahn Bad Driburg II. Sie selbst spielt an Position vier eine ausgeglichene Bilanz, will aber in der kommenden Saison wieder bei den Damen mitmischen. »Ich wechsele zum TuS Bad Driburg und freue mich schon richtig auf den Vergleich mit anderen Frauen. Das hatte ich bisher nur bei Turnieren oder Ranglisten«, erklärt die 36-Jährige, die zu Jugendzeiten mit dem TuS schon mal Westdeutsche Mannschaftsvizemeisterin wurde und nach einer längeren Tischtennispause wieder beim TV »Jahn« eingestiegen ist. Zum Abschied wünscht sie sich den Staffelsieg mit ihrer Mannschaft in der dritten Kreisklasse. »Das wäre schön. Wir sind ein tolles Team.«
Beim TTV Höxter sind neben Inge Schmidt, die übrigens gemeinsam mit ihrem Ehemann Manfred in einem Team spielt, Ute Spieker und Erika Hofmann aktiv. Meist sind pro Spiel zwei, manchmal aber auch alle drei Damen im Einsatz. »Bei den Männern macht es mehr Spaß, weil man endlich mal andere Gegner hat. Mit unserer Frauenmannschaft haben wir vorher mehr als 20 Jahre immer gegen die gleichen Teams gespielt«, berichtet Ute Spieker.
»Ranghöchste« heimische Spielerin in der Männer-Domäne ist Martina Mettig vom SV Vörden. Sie in der ersten Kreisklasse beim SVV II an Position eins gemeldet und hat auch schon in der Kreisliga ausgeholfen. Die Driburgerin könnte auch bei ihrem Heimatverein in der Frauen-Bezirksliga spielen, fühlt sich bei den Vördener Herren aber sehr wohl. »Wir haben eine gute Trainingsgruppe. Außerdem ist das Niveau in der 1. Kreisklasse Herren höher als in der Frauen Bezirksliga«, schildert Mettig. WTTV-Geschäftsführer Michael Keil geht sogar noch einen Schritt weiter: »Frauen, die in der Männer-Kreisliga mithalten können, haben in etwa Damen-Verbandsliga-Niveau.« Dieses sei auch ein Grund gewesen, warum sich der WTTV durchgesetzt habe, den Frauen-Einsatz nicht bis auf Bezirksebene auszudehnen. »Wir haben sowieso schon wenig Frauen-Mannschaften, mussten sogar die Landesliga abschaffen. Die Frauen, die bei den Männern auf Bezirksebene spielen könnten, würden dann in unseren Frauen-Oberliga-Mannschaften fehlen«, meint Keil.
Die 16 Damen, die im Tischtenniskreis Höxter-Warburg in den Herrenligen aufschlagen, machen sich darüber keine Gedanken. Sie wollen einfach Spaß am Tischtennis haben - und wenn das im eigenen Verein nicht in einer Damen-Mannschaft geht, schlagen sie eben bei den Männern auf.

Artikel vom 16.03.2007