02.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Das Kellerduell der neuen Trainer

TuS N-Lübbecke trifft mit Zlatko Feric auf die HSG Wetzlar mit Volker Mudrow

Von Wolfgang Sprentzel
Lübbecke (WB). In der Handball-Bundesliga kommt es am heutigen Freitag für den TuS N-Lübbecke zum großen Show-Down. Er tritt im Kellerderby der Liga bei der ebenfalls arg gefährdeten HSG Wetzlar an.

Dabei treffen nicht nur zwei heftigst in den Abstiegskampf verwickelte Mannschaften aufeinander, sondern kommt es in der Rittal-Arena auch zum Duell der beiden Neutrainer. Denn bei der HSG Wetzlar schwingt seit Wiederbeginn der Punktspiele nach der Weltmeisterschaft ja der Ex-Lemgoer Meistermacher Volker Mudrow das Zepter, beim TuS N-Lübbecke wird erstmals Zlatko Feric auf der Bank das Sagen haben.
TuS-N-Geschäftsführer Uwe Kölling legte gestern in der Presse-Konferenz dar: »Wir haben uns bemüht, haben viele Gespräche geführt, haben aber vor dem Spiel in Wetzlar keinen neuen Cheftrainer gefunden.« Dabei machte Kölling weiter deutlich, dass es dem TuS erst einmal darum geht, einen neuen Mann für die nächsten drei Monate zu finden und vor allem auch darum, in Kürze etwas zu bewegen. Sein Dank gehe daher an Zlatko Feric, der sich dazu bereit erklärt habe, einzuspringen und sich auf die Bank zu setzen.
Und insgeheim hofft Kölling natürlich, schon bis zum Melsungen-Spiel eine länger andauernde Lösung gefunden zu haben, ist der Meinung: »Da wird sich noch eine Menge tun.« Dabei hat er indes ein festes Raster: »Es ist sicherlich entscheidend, was in Wetzlar passiert. Was macht das Team? Erkennt es den Ernst der Situation? Das Spiel müssen wir abwarten und uns dann an einen Tisch setzen und sehen, was weiter passiert.«
Für Trainer Zlatko Feric war die Amtsübernahme kein großes Problem. »Man hat mich gefragt, ob ich es mache - ich habe ja gesagt.« Vorderstes Problem für den neuen Mann, der in keiner Weise darüber nachdenkt, das Amt des Trainers längere Zeit zu übernehmen (»Darüber denke ich überhaupt nicht nach. Für mich ist zurzeit lediglich das Spiel in Wetzlar von Bedeutung!«), war es, die Mannschaft an die Samstag-Leistung zu erinnern und zu hinterfragen, was diese Abwehr-»Leistung« zustande gebracht habe. Schwerpunkt des Trainings sei es gewesen, von politischen Themen abzulenken, sondern jeden einzelnen Spieler an seine Pflichtarbeit zu erinnern. Für ihn galt es, aus der Mannschaft das gewisse Maß an Aggression herauszukitzeln, mit dem man den Kampf gegen den Abstieg angehen könne. Feric: »Ich denke, dass ich das erreicht habe! Ich habe die Mannschaft auch daran erinnert, dass nur eine kämpferische Einheit etwas bewegen kann.«
Und nur mit Grausen erinnerte sich der Neu-Coach an den Samstagnachmittag gegen den TV Großwallstadt, als »alle nur zugesehen hätten, wie einer gleich 16 Buden macht.« Feric: »Das kann ja wohl nicht sein. Da muss man eigentlich als Trainer gar nichts sagen. Da muss doch jeder Spieler selbst erkennen, dass er da was machen muss.«
Letztlich aber will Zlatko Feric in keiner Weise von einer Krise beim TuS N-Lübbecke reden. »Wir haben niemanden von der Mannschaft rausgeworfen, wir haben auch niemandem gedroht. Die Lage ist sicherlich ernst - aber an Abstieg denke ich nicht.«
Letztlich sieht Feric die Aufgabe in Wetzlar als fachlich sehr schwer an. »So schwer als wär's Kiel« Als unlösbar aber sieht er die Aufgabe nicht. »Wir können es schaffen, wenn wir uns als Einheit präsentieren. Und den Druck hat sowieso Wetzlar. Die spielen zu Hause, die müssen unbedingt gewinnen. Da müssen wir nur den Kampf annehmen.«
Notfalls will der Coach auch den an einem Muskelfaserriss laborierenden Branko Kokir ins Rennen werfen: »Wenn es erforderlich ist und ich die Möglichkeit erkenne, mit ihm eventuell zu zwei Punkten zu kommen,« ist Feric nicht abgeneigt den Rekonvaleszenten, der noch gestern in Bielefeld ReHa-Übungen absolvierte, in die Waagschale zu werfen. Besonders viel verspricht er sich aber von Rolf Hermann. Der Hermanator habe zwar wegen eines Schlags auf die Wade eine Trainingseinheit nicht mitgehen können, aber er wird spielen. Keine Frage. Feric ist sich zudem absolut sicher, dass »Rolf nicht noch einmal so schlecht spielen wird, wie gegen den TV Großwallstadt.« Doch an seiner Eigenkritik sollten sich mal einige andere Spieler ein Beispiel nehmen. Wobei es Feric nicht versäumt, zu bestätigen, dass alle im Training Motivation gezeigt hätten.
Die wollte er gestern im Abschlusstraining in eigener Halle (»eine Art Psycho-Training«) noch einmal fördern. Abgefahren ist der TuS-Tross übrigens bereits gestern. Heute Morgen erwartet der Coach zum »Akklimatisieren« in der Rittal-Arena seine Schützlinge zu einem letzten Training - »und heute Abend gegen 20.40 Uhr wissen wir dann mehr.«

Artikel vom 02.03.2007