01.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Heese kämpft ums Überleben

Zukunft unklar - Insolvenzverwalter denkt über Änderung des Sortiments nach

Von Matthias Band (Text und Foto)
Bad Oeynhausen-Eidinghausen (WB). Das Fachgeschäft Heese bleibt vorerst geöffnet. »Der Betrieb wird aufrechterhalten. Auch alle Mitarbeiter arbeiten weiter«, sagte gestern der Insolvenzverwalter Joachim Walterscheid dem WESTFALEN-BLATT.

Die Kunden, die gestern im Geschäft waren, zeigten sich sehr enttäuscht und betroffen von der Zahlungsunfähigkeit des einzigen Kaufhauses in Bad Oeynhausen. »Ich wohne seit 15 Jahren in Eidinghausen. Seitdem kaufe ich bei Heese ein. Hier kann ich auch mal etwas bestellen, was es woanders nicht gibt. Es ist sehr schade, dass der Laden insolvent ist«, sagte zum Beispiel Hartwig Brackmann.
Das Fachgeschäft, das 1953 gegründet wurde, verkauft Haushaltswaren wie Waschmaschinen oder Staubsauger, Porzellan, Werkzeuge und Gartenmöbel. Vor gut zwei Jahren hatte Geschäftsführer Ulrich Heese die Spielwarenabteilung aufgegeben, um Kosten zu sparen. Hohe Fixkosten und sinkende Einnahmen führten jedoch in die Zahlungsunfähigkeit.
Während der Betrieb wie bisher weiterlaufen soll, will sich Insolvenzverwalter Walterscheid erst einmal einen Überblick über die Gläubigerforderungen verschaffen. Darüber hinaus werde er sich die geschäftliche Entwicklung der vergangenen zwei bis drei Jahre anschauen, um zu sehen, woran der Umsatzeinbruch gelegen haben könnte. »Erst wenn ich weiß, was nicht gut gelaufen ist, kann ich sagen, was wir ändern müssen«, betonte Walterscheid.
Seine Hauptaufgabe sieht er darin, den Warenverkehr zwischen Händler, Geschäft und Kunde zu kontrollieren. Die Gewinnspanne eines einzelnen Verkaufs fließe ab sofort in die Insolvenzmasse, aus der Gläubigerforderungen ausgeglichen werden.
Für alle Gläubiger hat der Insolvenzverwalter jedoch erst einmal ein Vollstreckungsverbot erwirkt. Dieses schließt sowohl Lieferanten als auch Arbeitnehmer mit ein. Das bedeutet, dass zurzeit keine finanziellen Forderungen erfüllt werden müssen. Die zehn Beschäftigten erhalten unterdessen Insolvenzausfallgeld, das für drei Monate von der Agentur für Arbeit gezahlt wird.
»Wir müssen uns auch überlegen, ob wir vielleicht die Ausrichtung des Sortiments verändern«, sagte Walterscheid. Es ginge bei Heese nicht nur darum, wieder mehr zu verkaufen, sondern auch darum, den Kunden mit bestimmten Angeboten anzulocken.
In drei bis vier Wochen könne er genauere Angaben machen, wie es mit dem Fachgeschäft weitergehen soll. Auf eine Prognose wollte sich Walterscheid nicht festlegen. Man müsse die Gesamtsituation sehen. »Die Frage ist, ob sich das Geschäft in Zukunft tragen kann oder nicht.« Das sei eine rein wirtschaftliche Entscheidung.
Wer künftig Inhaber des Fachgeschäftes sein werde, so Walterscheid, stünde nicht fest. »Findet sich niemand aus dem familiären Kreis als Nachfolger, wird das Geschäft abgewickelt. Dann wird alles verkauft.«

Artikel vom 01.03.2007