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Ausschuss stoppt Pläne
für Riesen-Windrad

RWE Power AG möchte alte Drohner Anlage ersetzen

Von Dieter Wehbrink
Drohne/Dielingen (WB). Früher war es - wenn auch nur für kurze Zeit - das Paradestück der Windkraft-Industrie Deutschlands. Doch zehn Jahre nach der Errichtung ist die RWE-Windturbine in Drohne nach dem heutigen Stand der Technik bestenfalls Mittelmaß.

Das Windrad an der Grenze zu Bohmte galt bei seiner Inbetriebnahme im Jahr 1997 mit 112,50 Metern und einer Leistung von 1,5 Megawatt noch als »Deutschlands stärkste Binnenland-Anlage«. Heute sind Anlagen bis zu 160 Metern und Leistungen ab 2,5 Megawatt längst Stand der Technik. Aus diesem Grund konfrontierte die RWE-Power AG die Gemeinde Stemwede jetzt mit der Überlegung, das Windrad am vorhandenen Standort zu erneuern - neudeutsch auch »Repowering« genannt. Ein 110 Meter hoher Gittermast plus Flügel (insgesamt 160 Meter Höhe) und drei Megawatt Leistung wären laut RWE ideal. Zudem wolle der Energieversorger die Oppenweher Firma SeeBA mit der Durchführung beauftragen, was gut für das Image des Unternehmens sei und »die Gemeinde Stemwede wieder in den Fokus der Windbranche rücke.«
Doch der Stemweder Bau-, Planungs- und Umweltausschuss erteilte den Plänen bei nur drei Gegenstimmen (Andrea Herrmann, Grüne, sowie Hartwig Thomas und Paul Lahrmann) eine klare Absage. Die Vorlage dafür lieferte die Gemeindeverwaltung, denn sie hält ein »Repowering« nur dann »für zwingend zuzulassen, wenn eine gleichartige Anlage errichtet wird.« Das bedeute, »dass das äußere, im wesentlichen durch Nabenhöhe und Rotordurchmesser bestimmte Erscheinungsbild gewahrt bleiben« müsse. Die geplante RWE-Anlage sei jedoch wesentlich größer - daher sei eine Zustimmung nur möglich, wenn die Gemeinde ausnahmsweise ihre Zustimmung erteilen würde.
Doch davon nahm der Ausschuss Abstand. Vor allem die CDU verwies darauf, dass der Rat entschieden habe, in Drohne keinen Windpark zu errichten und es dort bei dem einzigen Rad zu belassen« »Ich kann gut verstehen, dass RWE die Turbine ersetzen möchte«, sagte Ratsherr Manfred Quebe (CDU) aus Drohne. »Doch die Größenordnung muss beibehalten werden. Für alles andere haben die Drohner Bürger kein Verständnis.«
Hartwig Thomas (SPD) meinte allerdings, man solle der RWE zumindest eine Anlage erlauben, die die gleiche Höhe (etwa 120 Meter) und Leistung habe wie die Anlagen in unmittelbarer Nachbarschaft auf Bohmter Gebiet. Hermann Gesenhues (Grüne) stellte noch einmal seine Sympathie für die Windkraft heraus: »Ich würde die Anlage genehmigen. Es ist positiv, dass ein auf konventionelle Kraftwerke setzender Konzern wie RWE ein Windrad bauen will. Angesichts der Kohlendioxyd-Problematik sollte die Gemeinde ihre ablehnende Haltung noch einmal überdenken. Außerdem wäre ein solcher Auftrag auch gut für SeeBA.« Das sah auch Gesenhues' Parteifreundin Andrea Herrmann so: »Diese Anlage wäre ein Stück Wirtschaftsförderung.«
Jörg Tielbürger (CDU) konterte, es sei »Augenwischerei, ständig den CO2-Ausstoß und das Klima vorzuschieben. Kein einziges Kraftwerk ist trotz der vielen Windräder überflüssig. Wenn der Wind nicht weht und die Anlagen still stehen, müssen die Kraftwerke zugeschaltet werden.«
Luise Lahrmann (CDU) sieht in einer solchen große Anlage kein Repowering mehr. Außerdem sei Stemwede bereits umzingelt von großen Anlagen, was in der Bevölkerung auf große Kritik stoße. »Es tut mir zwar leid für die Firma SeeBA, aber diesem Projekt kann ich nicht zustimmen.«
Hildegard Hüsener (CDU) erinnerte an den jahrelangen Ärger, den die Gemeinde wegen des Themas Windkraft bereits hatte. In Oppendorf gab es seinerzeit wegen der Ausweisung eines Windparks großen Ärger mit Bürgern und heftigen Streit in der Kommunalpolitik. Und: Erst kürzlich hatte ein Investor - erfolglos - vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster geklagt, weil er in Drohne einen Windkraft-Standort beanspruchen wollte. »Wir haben uns so lange entschieden gegen den Ausbau der Windkraft gewehrt und sollten jetzt kein neues Fass aufmachen. Sonst geht das ganze Theater wieder von vorne los.«, meinte die stellvertretende Bürgermeisterin.

Artikel vom 02.03.2007