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Ludger Wiemers
sorgt für den
schönen Klang

Exteraner Orgel wird renoviert

Vlotho-Exter (bu). Sein Spezialgebiet ist der Klang. Seit 25 Jahren hat Ludger Wiemers, Orgelbauer aus Höxter, Erfahrung auf diesem Gebiet. Auch an der 45 Jahren alten Steinmann-Orgel der Autobahnkirche in Exter sorgt der 46-Jährige derzeit wieder für Wohlklang. Seit November vergangenen Jahres ist er dort mit der Renovierung der »Königin der Instrumente« beschäftigt.

»Unsere Orgel, die 1962 eingeweiht wurde, ist schon etwas in die Jahre gekommen und ihr sehr heller, für manche schriller Klang liegt vielen Gemeindemitgliedern schon lange in den Ohren. Doch bisher haben wir diesen ÝMißklangÜ trotz verschiedener Anläufe nicht beheben können«, erläuterte Gemeindepfarrer Ralf Steiner.
Dank Orgelbauer Ludger Wiemers kam die Exteraner Kirchengemeinde dem Problem dann doch auf die Spur. Chorleiterin Renate Krüger, die Wiemers von einem Projekt in Brakel her kannte, stellte den Kontakt her. Der Klangexperte sah sich die Exteraner Orgel an und traf den Nagel auf den Kopf. »Er hat erkannt, dass es sich hier um ein künstlerisch-musikalisches Problem handelt«, so Steiner.
»Die Zusammenstellung der Register in der Orgel ist die Ursache. Der bisherige sehr helle Klang, den viele Kirchbesucher heute nicht mehr mögen, war damals in den 60er Jahren, als die Orgel gebaut wurde, chic. Um einen wärmeren, tieferen Klang zu erzeugen, muss also diese Register-Zusammenstellung geändert werden«, erklärte Wiemers im Gespräch mit der VLOTHOER ZEITUNG.
Im November 2006 ging Ludger Wiemers in Exter ans Werk. Da waren zunächst Reparaturen an der spieltechnischen Anlage notwendig, wie zum Beispiel an den Tonventilen. Dort waren Probleme mit der Dichtigkeit aufgetreten. Organistin Katrin Knefelkamp freute sich darüber, dass Wiemers außerdem eine Mechanik in die Orgelbank einbaute, um diese höhenverstellbar zu machen. Kernstück seiner Renovierungsarbeiten war aber die Neukonstellation des Registers. »Dafür mussten vier Register ausgetauscht werden«, so Wiemers.
Im Pedal wurde zunächst die »Register Quintade 4'« durch eine »Choralflöte 4'« ersetzt, die »Rauschpfeife 3f gegen einen Gedecktbass 8'« ausgewechselt und im 2. Manual der Orgel wurde die »Register l1/3'« durch ein »Salicet 4'« ersetzt. In den nächsten Tagen erfolgt nun der Hauptschritt. Die »Zimbel 2f« wird durch das Zungenregister »Trompetenregal« ersetzt«. Wiemers: »Dieses Stück haben wir extra in einer Göttinger Spezialfirma anfertigen lassen. Es verfügt über eine Messingkehle und ein Messingblatt. Durch diese Bauart zeigt es eine ganz andere Klangfarbe und wird auch im Plenum der Orgel zu mehr Fülle verhelfen.«
Das etwas größere neue Trompetenregal brauchte laut Wiemers allerdings etwas mehr Platz, so dass die bisherige Anzahl am Orgelpfeifen um 56 auf jetzt 1132 Pfeifen reduziert werden musste. Einige der aussortierten Pfeifen wurden bei der »Alt-trifft-Neu-Party« der Gemeinde versteigert oder stehen für einen Preis zwischen drei und 20 Euro zum Verkauf.
Ein paar Exemplare hat unter anderem Orgelbauer Ludger Wiemers als Erinnerung erworben. Denn allzu oft hat der Fachmann für Intonation und Stimmung im ostwestfälischen Raum nicht zu tun. Seine Aufräge führen ihn meist zu Kirchen nach Süddeutschland und ins europäische Ausland. »Demnächst steht sogar ein Auftrag in Japan ins Haus«, teilte er mit.
Nach Auskunft von Pfarrer Steiner wird der neue Klang der Orgel wohl erstmals am 1. April zu hören sein. »Dann werden wir uns mit einem besonderen musikalischen Gottesdienst auch bei den Spendern aus der Gemeinde Exter sowie der Martin-Schmidt-Stiftung bedanken, die die Renovierung der Orgel für eine Gesamtsumme von 20 000 Euro erst mit ermöglicht haben.« In dem Gottesdienst, bei dem auch die Chöre mitwirken, werden Harfen- und Orgelmusik sowie Taizee-Musik zu hören sein.

Artikel vom 28.02.2007