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Verlegung der Schuluntersuchung schlägt hohe Wellen

Kreis steht im Verdacht, das Raumproblem nur vorgeschoben zu haben - Tatsächlicher Grund soll Sparwille sein


Von Thomas Hochstätter
Bad Oeynhausen (WB). Es geht gar nicht um die richtigen Räume, sondern um Geld: Mit der Verlegung von Einschulungsuntersuchungen nach Minden will die Kreisverwaltung auf dem Rücken von Kindern und Eltern die Arbeit ihres Gesundheitsamtes rationalisieren. Das behauptet zumindest Grünen-Ratsherr Rainer Müller-Held. Nach der gestrigen Exklusivberichterstattung im WESTFALEN-BLATT (»ÝAÜ sagen im Kreisgesundheitsamt«) schießt sich auch die SPD auf den Kreis ein. In einem Schreiben an die Leiterin des Gesundheitsamtes Dr. Sabine Klewe betont Fraktionschef Olaf Winkelmann: »Ein solches Vorgehen ist nicht nachvollziehbar und überrascht insbesondere, da in den zurückliegenden Jahren die Untersuchung in den Schulen durchgeführt wurden.« Die SPD habe als Ziel nicht nur Bürgerfreundlichkeit und eine Politik der kurzen Wege. Die Untersuchung sei für die schulpflichtigen Kinder oftmals das erste Kennenlernen ihrer neuen Schulräumlichkeiten. Sowohl in Rehme-Oberbecksen als auch in Wichern gebe es Unmut unter den Eltern, dass sie nun in die Kreisstadt fahren sollten. Winkelmann bittet die Amtsleiterin deshalb »dringend um Stellungnahme«. Die Schulleiterin in Wichern und auch die Konrektorin in Oberbecksen haben dieser Zeitung versichert, dass der Anstoß zu der erstmaligen Verlegung in diesem Winter vom Gesundheitsamt kam. So sagte Wichern-Schulleiterin Christina Lingemann, es sei dabei um mehr Zeit und Ruhe für die Kinder gegangen. In beiden Schulen habe es in den Vorjahren keine Probleme bei den Untersuchungen gegeben. Grünen-Ratsherr und Kreistagsvertreter Müller-Held sagte gestern, er erinnere sich gut an einen Vortrag des Kreissozialdezernenten Hans-Jörg Deichholz. In dem habe dieser davon gesprochen, die Einsätze des Schularztes effektiver zu gestalten. »Offenbar soll dies nun auf kaltem Wege erreicht werden, ohne die Stadt, den Oeynhausener Schulausschuss oder vor allem die Eltern aufzuklären. Und die Schulleiter sind dieser Strategie auf den Leim gegangen.« Denn die Kreispressestelle hatte wie berichtet mitgeteilt, dass die Untersuchungen im Einvernehmen von Schulen und Ärzten verlegt worden seien. »Ganz klar: Die wollen den schwarzen Peter loswerden«, mutmaßt Müller-Held. »Die lassen lieber pro Klasse 30 Eltern fahren, damit ein Arzt im Amt bleiben kann.«

Artikel vom 01.03.2007