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Der Gemeinde laufen die Kosten davon

Umzug der Albert-Schweitzer-Förderschule nach Quernheim deutlich teurer als ursprünglich geplant

Von Hilko Raske
Kirchlengern (BZ). Mindestens 587 700 Euro Kosten statt geplante 325 000 Euro - für den Umzug der Albert-Schweitzer-Förderschule in die Grundschule Quernheim muss die Gemeinde Kirchlengern deutlich tiefer in die Tasche greifen. Wie es zu diesem »Negativ-Ausrutscher« kommen konnte, weshalb die erste Schätzung der Fachleute im Rathaus Kirchlengern gründlich daneben lag, wurde am Montagabend im zuständigen Bauausschuss heftig diskutiert.

Drei Möglichkeiten stehen aktuell zur Wahl: eine umfangreiche Sanierung des Altbaus mit Ausbau des Kellergeschosses (741 000 Euro), eine minimale Sanierung mit Aufstellung eines (gebrauchten) Pavillons (588 300 Euro) oder eine minimale Sanierung mit Ausbau des Kellergeschosses (587 700 Euro).
Vorausgegangen war eine Ortsbesichtigung durch die Kommunalpolitiker. Seinen Eindruck fasste Oliver Lüking, Fraktionschef der SPD, mit folgenden Worten zusammen: »Für mich ist das eine typische Altbausanierung. Mir ist nichts aufgefallen, was irgendwie besonders oder außergewöhnlich ist. Ich würde aber gerne wissen, wo auf einmal die 263 000 Euro Mehrkosten zur ursprünglichen Schätzung herkommen.« Es sei für ihn auch unverständlich, wieso nicht vorab mit externen Fachleuten die Preise für erforderliche Sanierungsarbeiten geklärt worden seien.
Bei dem ersten Wert habe es sich um eine Kostenschätzung gehandelt, erklärte Dipl.-Ing. Claus-Hermann Ottensmeier vom Ingenieursbüro Ottensmeier, zuständig für die Haustechnik. »Erst danach folgte eine gründliche Bestandserfassung, die uns zeigte, was für eine umfassende Renovierung wirklich zu leisten ist.« Vor allem im Bereich Elektro- und Heizungstechnik gebe es einen deutlichen Investitionsbedarf. Die ursprüngliche Kostenschätzung habe hier bei 100 000 Euro gelegen. Selbst eine minimale Sanierung der Haustechnik würde allerdings 241 000 Euro kosten, eine umfassende 423 000 Euro. Als eine Verkettung unglücklicher Umstände erklärte Dipl.-Ing. Elke Burmann, zuständig für den Bereich Planen, Bauen und Technische Dienste, die erste Schätzung. 1998 sei das Gebäude schon einmal saniert worden - »allerdings nicht die Sanitär- und Elektrotechnik, wie wir anfangs vermutet hatten«. Welche preiswertere Variante die Schule selber bevorzuge, wollte Ausschussvorsitzender Detlef Kaase (CDU) von Rektor Jürgen Sprute wissen. »Es gibt für beide Varianten gute Gründe. Der Keller ist im gleichen Gebäude, der Pavillon aber ebenerdig und heller.« Die Schule könnte mit beiden Varianten leben. Großen Wert lege die Lehrerschaft jedoch auf eine Pausenhalle. Die Kosten hierfür: 59 000 Euro. Es gelte die Maxime »Schule ist auch Lebensraum«. »Bislang gibt es nur Räume, in denen unterrichtet wird. Wir brauchen aber auch Räumlichkeiten, in denen sich die Schüler außerhalb des Unterrichts sinnvoll beschäftigen können - und das ist eine Pausenhalle.« In der anschließenden Diskussion sprachen sich die Fraktionen für die Pavillon-Variante aus. »Pavillon ja, die Kosten aber gedeckelt«, formulierte es Sven Obernolte (CDU). Im Kellerbereich sollten nur die absolut notwendigen Arbeiten vorgenommen werden. Generell für den Pavillon sprach sich auch die SPD aus. Lüking kritisierte jedoch scharf die gestiegenen Investitionskosten. »Wir müssen nun rund 600 000 Euro für eine Minimallösung ausgeben.« Welchen Sinn derartige Kalkulationen hätten, wenn man sich nicht auf sie verlassen könne, wollte er von der Verwaltung wissen. Aufgrund der Kostenexplosion lehne die SPD die Vorlage insgesamt jedoch ab. Das stieß bei der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) auf wenig Gegenliebe. »Eine Ablehung ist eine glatte Verweigerungshaltung der SPD«, so UWG-Fraktionschef Michael Schmale. Zur Sanierung gebe es keine Alternative. Die UWG plädiere für die Pavillon-Lösung - »weil das besser ist als Räume im Keller«. Mit sieben Ja-Stimmen bei sechs Nein-Stimmen (SPD) sprach sich der Ausschuss dafür aus, die Pavillon-Lösung umzusetzen.

Artikel vom 28.02.2007