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Mit Flausch zum Erfolg

Niemöller & Lütgert produzierten 77 Jahre lang Decken aller Arten

Von Stephan Rechlin
Gütersloh (WB). Vielleicht liegt auf dem Dachboden noch ein altes Bettuch, eine alte Flausch- oder Reisedecke. Nicht wegwerfen. Sie könnte von Niemöller & Lütgert aus Gütersloh gefertigt worden sein - eine Firma, für die es heute nicht mehr viele Spuren gibt.

Die beiden Wohnhäuser an der Hohenzollernstraße 47 und 49 verraten äußerlich jedenfalls nichts davon, dass sie einst zu einer der größten Webereien der Stadt gehörten. Mehr als 250 Mitarbeiter waren hier zu den Hochzeiten von Niemöller & Lütgert in den fünfziger Jahren beschäftigt. Wenige von ihnen leben noch und können von der hohen Temperatur in den Werkshallen berichten, von der ständigen Feuchtigkeit, die dort in der Luft lag, vom Calander, von den Scheer- und Rauhmaschinen, die links vom Haupteingang standen und zur Arbeitsvorbereitung benötigt wurden. AllĂ• diese Maschinen gab es 1893 noch nicht, als Rudolf Niemöller (1868 - 1944) und Julius Lütgert (gestorben 1954) mit sechs Webstühlen und 20 Mitarbeitern ihre ersten Decken produzierten. Bis 1925 wurde die Produktpalette auf Schlafdecken, Bettücher, Unterrockstoffe und Hemdenflanells ausgedehnt. Umsatzzahlen des Unternehmens sind nicht überliefert, doch lässt sich der Erfolg auch an der über Jahre wachsenden Nutzfläche ablesen. Niemöller & Lütgert starteten auf 1000 Quadratmetern; schon ein Jahr später kamen 175 Quadratmeter durch die Erweiterung der Rauherei dazu. 1895 wurde der Websaal um 405 Quadratmeter erweitert. In diesen Schritten ging es an der Hohenzollernstraße weiter bis in die sechziger Jahre.
Im letzten Jahr des Bestehens (1970) kam das Unternehmen auf 8000 Quadratmeter Nutzfläche. Mit einer vergleichsweise geringen Exportquote waren Niemöller & Lütgert der Krise der Textilindustrie Ende der sechziger Jahre schutzlos ausgeliefert.

Artikel vom 28.02.2007