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»Timo bereichert unser Leben«

Baby mit Behinderung adoptiert - Familie Ising will anderen Eltern helfen

Von Michael Robrecht
Kreis Höxter/Lütmarsen (WB). Familie Ising aus Lütmarsen will Eltern im Kreis Höxter Mut machen, die ein Baby mit Down-Syndrom erwarten. »Seit wir Timo haben ist unsere Familie erst komplett«, beschreibt Mutter Manuela Ising ihr verändertes Leben mit einem behinderten Kleinkind.

Christoph (38) und Manuela (38) Ising haben die zehnjährige Lisa als eigene Tochter und nahmen den heute vierjährigen Roland, einen farbigen Jungen, zur Pflege auf. »Da wir gerne noch ein drittes Kind wollten, haben uns gegenüber dem Jugendamt bereit erklärt, auch ein behindertes Baby zu adoptieren«, erzählt die ausgebildete Erzieherin. »Wir haben das in der Familie durchgesprochen und auch die Kinder vorbereitet«, schildert sie. Dann war es am Muttertag, 14. Mai 2006, soweit: Aus Hannover kam der kleine Timo nach Lütmarsen, ein Sorgenkind mit Down-Syndrom, das seine leibliche Mutter nicht haben wollte. Die hatte erst in der 32. Schwangerschaftswoche von der Behinderung erfahren und wollte zu diesem Zeitpunkt noch eine Spätabtreibung vornehmen. Dass Timo heute so quicklebendig durch das gemütliche Heim der Isings robben kann, hat er einer Ethikkommission, die den Abbruch ablehnte, zu verdanken.
»Wir haben ein positives Verhältnis zu behinderten Menschen. Und: Es war schon ein merkwürdiger Zufall, dass Timo just an jenem Tag zu uns kam, an dem mein früh verstorbener Bruder Thomas, der auch am Down-Syndrom litt, 40 Jahre alt geworden wäre«, berichtet Christoph Ising bewegt. »Wir haben uns nicht aus einer Laune heraus für ein behindertes Kind entschieden, sondern sehen das als Aufgabe«, meint der dreifache Vater.
Das Leben mit Timo empfinden die Isings als Bereichung. Sogar ein Therapie-hund, ein Mops, wurde angeschafft, um den Kleinen in der Motorik fördern zu lassen. Auch bekommt Timo Krankengymnastik und logopädische Übungen. »Besonders die Geschwister bringen ihm viel bei«, sagt Mutter Manuela Ising. Nachbarn, Familie und Freunde hätten überwiegend positiv auf Blondschopf Timo reagiert: »Viele zollen uns Respekt vor so einer Lebensentscheidung«, sagen die Isings.
Timo ist ein »Sonnenschein«, der wie sein Bruder Roland, der es als farbiges Kind ohne die Pflegefamilie auch nicht einfach hätte, jeden Besucher durch sein Lächeln für sich gewinnt. Familie Ising bietet allen Eltern, die ein Kind mit Down-Syndrom bekommen oder schon haben, an, sich bei ihnen zu informieren. »Wir zeigen, dass ein Leben mit einem behinderten Kind funktioniert«, möchten die Lütmarser (Tel. 05271-38601) dazu beitragen, dass weniger Down-Syndrom-Babys abgetrieben werden. Das Umfeld rate Frauen zu oft zum Abbruch.
Im Kreis Höxter bietet der »Gesprächskreis Brückenbogen« allen Eltern mit behinderten Kindern einen Stammtisch an: Infos bei Magdalene Niemann (05277-1461) für den Raum Höxter, Bettina Sommer (05272-5139) für den Raum Brakel und Susanne Arens (05644-1633) für das Warburger Land. Am 21. März ist übrigens Welt-Down-Syndrom-Tag.
www.trisomie21.de

Artikel vom 27.02.2007