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Mit Böckstiegel auf Zeitreise

Erlebnis-Ausstellung für Kinder im Heimathaus eröffnet

Verl (ehl). Klare Farben, überschaubare Themen und Einsichten in eine längst vergangene Welt: Damit sprechen die Bilder von Peter August Böckstiegel Kinder auf ganz besondere Weise an. Im Verler Heimathaus können sie dem bekannten Expressionisten aus Westfalen jetzt ganz nah kommen - und gleichzeitig in die Zeit seiner Kindheit vor mehr als 100 Jahren eintauchen.

Unter dem Titel »Kennst Du Böckstiegel?« hat der Heimatverein Verl eine Erlebnis-Ausstellung konzipiert, in der zum einen ausgewählte Werke des Künstlers gezeigt werden. Zum anderen - und das ist der Schwerpunkt - sind viele Exponate aus der bäuerlichen Lebenswelt der Kindheit Böckstiegels zu sehen. So steht zum Beispiel direkt unter seinem Bild »Mutter am Waschtrog« von 1913 ein ganz ähnlicher Zuber samt Waschbrett, der ahnen lässt, wie viel körperliche Anstrengung das Reinigen der Wäsche im Vorzeitalter der Waschmaschine bedeutete. Gleich daneben hängt in einem so genannten Mantelstock typische Kleidung, die die Menschen früher getragen haben. Ein Seil als Wäscheleine, Holzklammern und zwei Vorläufer des modernen Bügeleisens vervollständigen die Szene.
Nach diesem Konzept sind auch die übrigen Gefache im oberen Stockwerk des Heimathauses gestaltet, zu Themen wie etwa »Vom Korn zum Brot«, »Von der Milch zur Butter« oder auch Schule anno dazumal. »Die zentrale Aufgabe der Menschen damals war die Selbstversorgung«, erklärte die 1. Vorsitzende des Heimatvereins, Regina Bogdanow, bei der Ausstellungseröffnung am Sonntag. Und weil Böckstiegel genau diese Szenen sehr plastisch und lebendig dargestellt habe, könne der Heimatverein anhand seiner Bilder gleich zwei wichtigen Anliegen nachkommen: die Erinnerung an vergangene Lebenswelten wach zu halten und insbesondere auch für Kinder anschaulich darzustellen.
Ergänzt wird die Ausstellung »Kennst Du Böckstiegel?« durch das gleichnamige Buch, das Ende 2006 erschienen ist und in dem die Autorinnen Susanne Bornemann und Karola Eisenblätter einen Neffen Böckstiegels wieder zum Leben erwecken: »Bernhard« führt die jungen Leser durch die Kindheit seines berühmten Onkels und erklärt kindgerecht Werke und Stil Böckstiegels.
Darüber hinaus wird die Ausstellung durch zahlreiche Plakate vergangener Böckstiegel-Ausstellungen sowie - und das ist für den Heimatverein Neuland - durch Aktionen für Schüler bereichert. Unter der Leitung professioneller Pädagogen, die sich ehrenamtlich engagieren, können Schulklassen aus Verl und Umgebung in den kommenden vier Wochen im Heimathaus kreativ arbeiten, sich mit der Malerei Böckstiegels auseinandersetzen und von ihm verwendete Techniken wie Zeichnen auf Schiefer oder Kaltnadelradierung ausprobieren. Dieses Angebot kam bei den Schulen so gut an, dass bis auf zwei bereits alle Termine ausgebucht sind. Zuständig für die Koordinierung ist das Schulamt für den Kreis Gütersloh (Tel. 0 52 41/85 14 25, E-Mail: Adelheid.Bormann@gt-net.de). Schulrätin Christel Dahlhoff-Hilbert ist auch Schirmherrin der Ausstellung. Eine Aufgabe, die sie sehr gern übernommen habe, wie sie am Sonntag betonte. Denn Kreativität und Kunst seien für die Entwicklung von Kindern ebenso wichtig wie Lesen, Schreiben und Rechnen, unterstrich die Schulrätin die Bedeutung eines solchen Projekts und sagte allen Beteiligten Dank.
รข Die Erlebnis-Ausstellung »Kennst Du Böckstiegel?« im Verler Heimathaus (Sender Straße 8) läuft bis zum 30. März und ist mittwochs und sonntags von 14.30 bis 17.30 Uhr geöffnet.

Artikel vom 27.02.2007