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Turnier als Motivation gegen Sucht

Freundeskreise sind Partner für Betroffene und Angehörige - Haldem gewinnt wieder

Von Andreas Kokemoor
Pr. Oldendorf (WB). Die Mannschaft »Klinik Schloss Haldem« gewann das traditionelle Hallenfußball-Suchtkrankenturnier für Selbsthilfegruppen, Kliniken, Krankenhäuser und Treffpunkte um den Wiehengebirgspokal. Ausrichter war in bewährter Manier der Freundeskreis Pr. Oldendorf.

Die vielen Gespräche, die Kontakte sowie die offene Darstellung nach außen waren vom Anpfiff bis zur Siegerehrung genauso wichtig wie Tore und Trophäen. Am Ende gelang Haldem die Pokalverteidigung. Für das Rahmenprogramm sorgte die Gruppe Skippai Musha, die mit Tricking-Darbietungen, also einer Mischung aus Breakdance, Kampfsport und Akkrobatik, die Zuschauer begeisterten.
Mit dabei war bereits zum fünften Mal die Stadtjugendpflege mit ihrer Jugendgruppe »Moskitos«, die in Pr. Oldendorf ehrenamtlich Jugendarbeit betreibt. Natürlich sei auch dort die Suchtprävention neben der allgemeinen Jugendarbeit immer ein Thema. »Ich habe nicht nur einmal einem Zehnjährigen eine Zigarette aus der Hand genommen«, erklärte Stadtjugendpfleger Andreas Keller. Auch leiste die Stadtjugendpflege bereits in den siebten Klassen zusammen mit anderen Einrichtungen Suchtarbeit. Doch Keller weiß auch: »Kinder sind das Spiegelbild unserer Gesellschaft.«
Bei der Begrüßung wurden Worte des Lobes für Veranstaltungen wie diese, aber auch Kritik an der Gesundheitspolitik laut. So betonte Manfred Pallentin von der Fachstelle Sucht des Diakonischen Werkes: »Gerade auch im Gesundheitswesen geben immer mehr die Ökonomen die Richtung vor. Nicht mehr der Mensch steht im Mittelpunkt der optimalen Versorgung, sondern der Geldbeutel des Menschen nach dem Motto ÝJe besser sie zahlen, um so umfassender die medizinische VersorgungÜ.« Bei dem Suchtkrankenturnier gehe es um die inneren Werte des Menschen, um Anerkennung eines jeden Einzelnen in seiner Einmaligkeit und Würde. Auch auf »Harz IV« ging er in einem Gespräch ein: »Harz IV fördert die Menschen nicht, sondern befördert die Menschen gewollt ins Abseits.«
Dieter Schmidt-König, Suchtberater vom Sozialpsychatrischen Dienst des Gesundheitsamtes betonte, dass der Freundeskreis Pr. Oldendorf mit seinem 18. Hallenfußballturnier wieder einmal sein besonderes Engagement in der Suchtarbeit unter Beweis stelle. »Nur durch zeitgemäße und engagierte Gruppenarbeit ist so eine Erfolgsstory möglich.«
Die stellvertretende Bürgermeisterin Marlotte Oestreich überbrachte die Grüße der Stadt Pr. Oldendorf. Die Arbeit der Freundeskreise, gerade auch die des Freundeskreises Pr. Oldendorf, sei unerlässlich. »Euch ist es zu verdanken, dass manch einer den Kampf gegen die Sucht gewonnen hat,« lobte sie. So hätten die Freundeskreise immer ein offenes Ohr für die Probleme von Betroffenen oder Angehörigen. Außerdem arbeiteten die Freundeskreise eng mit Kliniken, Beratungsstellen und anderen Institutionen zusammen.
Der Vorsitzende des Freundeskreises Pr. Oldendorf, Karl-Heinz Wesemann erklärte, dass es in Pr. Oldendorf vier Gruppen mit 42 Mitgliedern gibt, darunter eine Angehörigengruppe, eine Gruppe für Betroffene unter 40 Jahren sowie zwei gemischte Gruppen mit Betroffenen und Angehörigen. Ein wichtiger Aspekt in allen Gruppen sei die Motivationsarbeit. »Veranstaltungen wie das Fußballturnier bieten suchtkranken Menschen die Möglichkeit, nicht nur ihre Krankheit zu bekämpfen, sondern auch zwischenmenschliche Beziehungen zu festigen und Kontakte mit anderen Bereichen neu zu knüpfen. Das Turnier ist ein kleiner Schritt in ein neues, zufriedenes, abstinentes Leben.«
Ergebnisse Gruppe 1: IKK Lübbecke - Cafe Oase Osnabrück 4:0, Klinik Haldem - Freundeskreis Preußisch Oldendorf 3:0, Pr. Oldendorf - IKK Lübbecke 0:6, Cafe Okay Wuppertal - Haldem 0:3, Wuppertal - Osnabrück 1:1, Osnabrück - Haldem 1:4, IKK Lübbecke - Wuppertal 1:0, Haldem - IKK Lübbecke 1:0, Pr. Oldendorf - Wuppertal 0:1.
Ergebnisse Gruppe 2: Die Moskitos (Jugendpflege) - AKJuMus (Aktion Junge Menschen und Sucht) Bayern 1:0, Klinik St. Marienstift - Klinik Hüsede 0:1, Hüsede - Moskitos 2:1, Freundeskreis Herford - Bayern 1:0, Osnabrück - Pr. Oldendorf 0:1, Bayern - Hüsede 1:3, St. Marienstift - Herford 0:2, Herford - Moskitos 1:0, Bayern - St. Marienstift 1:1, Hüsede - Herford 0:3, St. Marienstift - Moskitos 0:4.
Spiel um Platz neun und zehn: Osnabrück - Marienstift 2:0, Spiel um Platz sieben und acht: Pr. Oldendorf - Bayern 3:4 n. N. (0:0), Spiel um Platz fünf und sechs: Wuppertal - Moskitos 1:0, Spiel um Platz drei und vier: IKK Lübbecke - Hüsede 3:0, Finale: Klinik Schloss Haldem - Freundeskreis Herford 2:0

Artikel vom 27.02.2007