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Den Mut haben, auch »Stopp« zu sagen

Selbstbehauptungskursus an der Ernst-Moritz-Arndt-Schule mit Manfred Kapusta

Espelkamp (wbh). »Hey, was hast du denn da? Ein Handy? Das gehört mir, gib mir das, ist das klar?« So, oder so ähnlich spielen sich manchmal Szenen auf dem Schulhof ab.

Größere Kinder erpressen kleinere oder fordern sie auf, Wertgegenstände und Geld zu beschaffen. An vielen Schulen in der Bundesrepublik Deutschland ist das keine Seltenheit.
Am vergangenen Wochenende lernten elf Jungen während eines »Selbstbehauptungskurses«, in dieser oder auch anderen Situationen richtig zu reagieren. Manfred Kapusta, ehemaliger Polizist, macht sich für Gewaltprävention stark und lehrt Kinder, sich zu behaupten und richtig zu verhalten. In einem Kursus sollten die Jungen zwischen sieben und elf Jahren lernen, »Nein« zu sagen, und auf sich aufmerksam zu machen. »Wichtig war, den Kindern zunächst einmal zu erklären, dass sie auf ihr Gefühl hören müssen«, so Kapusta. Immer wieder machte er den Jungen deutlich, dass ein Täter nicht erkannt werden möchte. Daher sei es wichtig für die Opfer, Aufmerksamkeit zu erregen. In verschiedenen Rollenspielen stellte er mit den Teilnehmern dann Situationen dar, in denen sie zunächst verschüchtert zu Boden sahen, weil sie nicht wussten, wie sie auftreten sollen. »Morgen bringst du mir zehn Euro mit, aber deinen Eltern sagst du nichts, okay? Das bleibt unser Geheimnis«, spricht einer den zurückhaltenden Jungen an.
Manfred Kapusta versuchte den jungen Teilnehmern dann zu vermitteln, dass das Weitergeben dieser Begebenheit an die Eltern kein »Petzen« ist. Vielmehr informieren sie durch das Erzählen Erwachsene über ein falsches und kriminelles Verhalten. Das wussten am Ende des Seminars in der Sporthalle der Ernst-Moritz-Arndt-Schule auch die Jungen des Kurses. Denn: »Vor seinen Eltern hat man keine Geheimnisse. Denen kann man alles anvertrauen.«
Manfred Kapusta suchte nach dem Workshop auch das Gespräch mit den Vätern und Müttern. Es sei wichtig, mit Kindern Absprachen zu treffen und ihnen Regeln aufzuzeigen. »Nur ein Kind, das Grenzen kennt, setzt auch selbst eine Grenze und sagt ÝStoppÜ, wenn ein Fremder ihm zu nahe kommt. Und das ist wichtig, um die Kleinen zu schützen.«
Der Selbstbehauptungskursus für Jungen war eine Veranstaltung, die die Elternvertreter der Ernst-Moritz-Arndt-Schule initiiert hatten. Bereits im vergangenen Oktober gab es zu diesem Thema einen Info-Abend.
Im Januar dann nahmen schon 14 Mädchen an einem Workshop teil. Jungen für das Projekt zu ermutigen war schwerer. Auch Kapusta wusste, dass viele Eltern selbstsicher meinen, dass ihr Junge stark genug sei. Aber Kapusta fällt in seiner Arbeit immer wieder auf, dass gerade Jungen dazu neigen, zurückzustecken. »Sie trauen sich nicht, etwas zu sagen.«
Die Eltern der teilnehmenden Kinder plädierten schon jetzt für eine Wiederholung des Programms. Angedacht ist eine Veranstaltung im Herbst.

Artikel vom 27.02.2007