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Ein einziger Aufschrei
gegen den Müllofen

2000 Menschen demonstrieren - Klage angekündigt

Von Karl Pickhardt (Text und Fotos)
Paderborn (WV). Ein einziger Aufschrei! Ein einziges Nein! Eine ganze Region stemmt sich gegen Müllverbrennung in einem geplanten Industrieheizkraftwerk in Paderborn-Mönkeloh. Fast 2000 Menschen gingen am Samstag auf die Straße und zeigten vor dem Paderborner Rathaus einer MVA hundertfach die rote Karte.

Die Transparente, Spruchbänder, Sprechchöre oder Rednerbeiträge kannten in der Kundgebung nur eine einzige Botschaft: »Stoppt die MVA!«. Ein Jubelorkan brach los, als Reinhard Menne von der Bürgerinitiative Mönkeloh von mittlerweile 20 000 (!) Unterschriften und Einwendungen gegen den Müllofen berichtete. »Stratmann, Du kannst zuhause bleiben«, zielte Menne auf das Entsorgungsunternehmen Stratmann (Bestwig), das bekanntlich für 60 Millionen Euro in Mönkeloh ein müllbefeuertes Industrieheizkraftwerk zur Energieerzeugung bauen möchte. In die große Schar der Demonstranten reihten sich auch Bürgermeister Heinz Paus, Grüne-Landtagsabgeordnete Sigrid Beer und Baudezernent Martin Lürwer ein. Der Stadtrat Paderborn hatte die MVA einstimmig in der beantragten Form abgelehnt.
Sollte die Bezirksregierung die von benachbarten Stadt- und Gemeinderäten, Landrat, Kirchen, Ärzten, Krankenhäusern und Umweltverbänden sowie vielen tausend Bürgern vehement abgelehnte Anlage doch genehmigen, müssen sich die Investoren auf eine Klagewelle einrichten. So kündigte Wilhelm Brockmeyer (55) als Vorsitzender der Bürgerinitiative für diesen Fall bereits den Gang vor das Gericht an. Die Bürger im Paderborner Land nähmen nicht hin, dass sich Wenige auf Kosten der Gesundheit Anderer und der Umwelt die Taschen füllten.
Brockmeyer beschwor die »Müll-Barone« aus dem Sauerland, angesichts des gewaltigen Widerstandes in und um Paderborn die MVA-Pläne aufzugeben. Der Chef der Bürgerinitiative (500 Mitglieder) appellierte auch an den Paderborner Fruchtsaft- und Marmeladenhersteller Stute, Verantwortung für Mitbürger und eine ganze Region zu beweisen. Stute will durch Müllverbrennung erzeugte Dampf-Energie nutzen.
1 000 Ballons mit Giftkarrikaturen auf Postkarten schwebten vom Rathausplatz gen Himmel und zeigten die Windrichtung, in die künftig Schadstoffe treiben könnten. Während der Kundgebung sammelte die Bürgerinitiative weiter Unterschriften. »Fast alle unterschreiben, sagte Beate Bliedung (47). Es riecht fast nach einem Volksaufstand gegen den Müllofen Mönkeloh.
Die Bürgerinitiative will in den nächsten Tagen weitere Unterschriften sammeln.
www.keinemva.de

Artikel vom 26.02.2007