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Immer wieder
Gewaltausbrüche

Russlanddeutsche auf Anklagebank

Herford (cl). Viele Schülerinnen und Schüler der Olof Palme-Gesamtschule Hiddenhausen sahen einen Ehemaligen auf der Anklagebank vor dem Jugendschöffengericht sitzen. Der heute 20-jährige Leonid V. (Namen geändert) hatte gleich zwei Fälle von Raub und gefährlicher Körperverletzung zu verantworten, der fünf Monate jüngere Eugen D. einen.
Der ältere der beiden Russlanddeutschen hat ein massives Alkohol- und Gewaltproblem, etliche Eingliederungsversuche abgebrochen und weiß noch gar nicht, was er einmal machen möchte und sich zutrauen kann. Weil er schon über zwei Monate U- Haft verbüßt hat, wurde seine Freiheitsstrafe von einem Jahr zur Bewährung ausgesetzt. Staatsanwältin Robin hatte neun Monate ohne Bewährung beantragt.
Eugen D. scheint jetzt seinen Weg gefunden zu haben, steht in einer Berufsausbildung und wies nur eine geringfügige Voreintragung auf. Für ihn setzten der Vorsitzende Richter Dieter Bollhorst und die Schöffen einen Wochenendarrest und 240 Euro Geldauflage zugunsten der Gefangenenseelsorge fest.
Beim ersten Vorfall am 13. Dezember 2005 waren beide beteiligt. Sie suchten angetrunken auf einem Bahnsteig Streit und stießen auf zwei andere junge Leute. Obwohl diese quer über die Gleise flüchteten, wurden sie verfolgt und geschlagen, einer büßte nach einem Kopfstoß und einem Tritt sein Handy ein. Ein Vater, der auf seinen Sohn am Bahnhof gewartet hatte, verständigte über die Taxizentrale die Polizei, die beide Räuber auf der Goebenstraße festnehmen konnte.
Bei Leonid V. sah es noch düsterer aus: Obwohl er im Januar 2006 schon eine Woche Dauerarrest verbüßen musste und einschlägig vorbestraft war, nahm er in der Nacht zum 12. August 2006 auf dem Amselplatz einem flüchtigen Bekannten nach Schlägen und Tritten dessen Walkman ab, den er anschließend an der Aral-Tankstelle einem fremden 15-Jährigen schenkte. In seiner Familie spielten Alkohol und brachiale Gewalt eine traurige Rolle. Als Bewährungsauflage muss er 60 Arbeitsstunden ableisten und umgehend Kontakt zur Suchtberatung aufnehmen.

Artikel vom 27.02.2007