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»Jetzt ist
Feierabend«

Mit Heroin gehandelt

Herford (cl). »Sie haben in Ihrem Leben schon viele Chancen eingeräumt bekommen, jetzt ist Feierabend!« Amtsgerichtsdirektor Bernd Kahre begründete dem 27-jährigen Karim E. (Name geändert) unmissverständlich, warum er und die Schöffinnen den Antrag von Staatsanwältin Antje Leege übernommen hatten: 15 Monate ohne Bewährung für den Erwerb von Heroin, die zum Teil auch weiter verkauft werden sollten.

Der Angeklagte mit deutscher Staatsbürgerschaft kann sich aber sicher sein, dass es dabei nicht bleibt: Aus drei Bewährungen sind noch einmal 25 Monate offen. Karim E. war im Juli 2002 vom Herforder Schöffengericht wegen Drogeneinfuhr zu 14 Monaten mit Bewährung verurteilt worden. Die Bewährung wurde erst verlängert, dann widerrufen. Dagegen hatte er Berufung eingelegt und begründete dies im August 2006 in einem Schreiben ans Landgericht: »Ich lebe jetzt nämlich drogenfrei!«
Das war eine glatte Lüge des Angeklagten. Trotzdem gewährte das Landgericht noch einmal am 5. Oktober erneut eine Bewährung, genau drei Tage später wurde Karim E. von der Kripo mit 35 Gramm frisch gekauftem Heroin und Ecstasy-Pillen geschnappt. 2001 hat E. schon einmal eine sechsmonatige Entzugstherapie absolviert. Gearbeitet hat er in den letzten drei Jahren nur ganz sporadisch. Aus der viereinhalbmonatigen U-Haft heraus hat er eine erneute Therapie plus Anschlussmaßnahme beantragt, später möchte er nach eigenen Angaben vielleicht eine Bäckerlehre anstreben. Nach dem jetzigen Stand wird er dies löbliche Vorhaben noch mindestens drei Jahre hinausschieben müssen.
Verteidiger Georg Schulze hatte bis zur Verhandlung immerhin bewirkt, dass sein Mandant wenigstens ansatzweise ein Geständnis ablegte. Bei der Polizei und dem Haftrichtertermin hatte er alles noch als spontanen Ausrutscher darzustellen versucht.

Artikel vom 02.03.2007