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Gott und die Welt sind sich in
Paderborn näher gekommen

Einsatz für ein gerechtes Leben in den Entwicklungsländern

Von Franz-Josef Herber
(Text und Fotos)
Paderborn (WV). Schwere schwarze Lederstiefel, Cordhose und wetterfester Parka - so steht Helmut Dalista unter der Libori-Säule. In einer Hand hält er das Hungertuch. Gerade hat er seine Pilgerfahrt von Hamburg nach Paderborn zum Auftakt der Miseror-Fastenaktion beendet.

Der 65-jähriger Gärtnermeister aus Hannover ist einer von 80 gläubigen Christen zwischen 13 und 78 Jahren, die die Strapazen der rund 300 Kilometer langen Pilgerreise auf sich genommen haben, um zu »entdecken, was zählt«, so das Misereor-Motto. Gemeinschaftssinn und Gottesglaube haben sie am 20. Februar zusammengeführt und sie treffen jetzt auf Gleichgesinnte aus verschiedenen Städten des Erzbistums, um in die Fastenzeit zu starten und sich für ein gerechtes Leben in armen Ländern von Südamerika, Afrika und Asien einzusetzen. »Von diesen Leuten lebt die Kirche«, dürfen sie sich gleich nach der Ankunft über ein Kompliment aus berufenem Mund freuen. Weihbischof Matthias König empfängt sie an seinem Namenstag mit Gesang, Stadtinformationen und Weihwasser. Durchs Paderquellgebiet und über den Wochenmarkt geht es in die Marktkirche. Dank an »den da oben«, dass es außer einigen kräftigen Regenschauern nur einige Blasen an den Füßen gegeben hat.
Gott und die Welt kommen sich seltener näher als bei Misereor. Besonders deutlich wird dies im Hotel Aspethera, eine von drei zentralen Stationen an diesem Wochenende in Paderborn, wo das Diözesan-Komitee einen Markt der Möglichkeiten präsentiert. Da gibt es die Nonne, die interessiert den Bauchtanz einer orientalischen Schönheit begutachtet, die Modenschau mit dem multifunktionalen Schal aus Kambodscha oder das Schlangenmädchen Leslie, das Mühe hat, alle Knoten aus Armen und Beinen wieder aufzulösen. Misereor ist mehr als Beten und Predigen.
Das wird auch in den St. Michael-Schulen deutlich: »Zwischenfunken« hat der Bund Deutschen Katholischer Jugend seine Aktion genannt, verweist damit auf das Radio als eines der wichtigsten Medien für Bildung in den Entwicklungsländern. In Workshops geht es um Jugendarbeitslosigkeit, Klimawandel und Armut. Die Jugendlichen tanzen, trommeln, singen und zeigen am Abend mit der Band »Neuser«, dass sie auch gut feiern können.
Im Pontifikalamt am Sonntag Nachmittag, das live in der ARD übertragen wird, appelliert Erzbischof Hans-Josef Becker an die Menschen, eine »globale Aufmerksamkeit« zu pflegen. Niemand, so der Paderborner Oberhirte, der den Gottesdienst mit zahlreichen Gläubigen und den Bischöfen Method Kilani (Tansania), Norbert Strotmann Hoppe (Peru), Bejoy DÕCruze (Bangladesch), Weihbischof Matthias König, Generalvikar Alfons Hardt, Dompropst Dr. Wilhelm Hentze, Miseror-Hauptgeschäftsführer Dr. Josef Sayer und BDKJ-Präses Andreas Mauritz zelebriert, dürfe sich von den scheinbar endlosen Zahlen von Armut, Krankheit, fehlender Bildung und erschreckender Gewalt abhalten lassen, dem einzelnen Menschenschicksal nachzugehen. Becker: »Stellen wir uns auf die Seite derer, die bitter leiden und vielleicht schon aufgegeben haben! Ermutigen wir sie, mit unserer tatkräftigen Hilfe zu entdecken, was zählt und entsprechend zu handeln.«

Artikel vom 26.02.2007