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Bildung vertreibt Not und Elend

Liz Mohn nennt auch gesellschaftliche Verantwortung als Bildungsziel

Von Karl Pickhardt (Text und Foto)
Paderborn (WV). Auf den Stundenplan gehören nicht nur Schreiben und Rechnen. Gesellschaftliche Verantwortung ist ein ebenso wichtiges Bildungsziel.

Zum Auftakt der Hilfsaktion Misereor rückte Liz Mohn (65) als Vize-Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann-Stiftung im Paderborner Kolpings-Forum am Freitagabend die Bedeutung einer ganzheitlichen Bildung als zentrales Zukunftsthema in den Fokus. Während einer Podiumsdiskussion zum Thema »Entdecke, was zählt! - Gerechtigkeit braucht Bildung« nannte die Gütersloher Unternehmerhin die Bildung als wesentlichen Schlüssel auch für soziale Gerechtigkeit in den Ländern der Ärmsten, die Misereor seit vielen Jahren in Lateinamerika, Afrika und Asien unterstützt. »Bildung und Gerechtigkeit gehören ganz eng zusammen«, sagte Liz Mohn. Der Erlös aus der in Paderborn startenden Misereoraktion fördert Bildungsprojekte in Entwicklungsländern.
»Viele Menschen sind sich nicht mehr bewusst, dass sie abends in einem warmen Bett schlafen und am Morgen in einem friedlichen, wohlhabenden Land aufwachen«, rief die engagierte Stiftungsfunktionärin Not und Elend in vielen Teilen unserer Welt in Erinnerung. Misereor bedeute auch: »Ich habe Mitleid mit diesen Menschen«.
Liz Mohn nannte vier Vorraussetzungen für ein gutes, modernes Schul- und Bildungssystem. So benötigten Familien dringend Unterstützung und Voraussetzungen, um ihren Kindern im frühkindlichen Bereich Geborgenheit und Fürsorge zu schenken. Die Mutter von zwei Söhnen und einer Tochter forderte zudem Bürokratieabbau in einem Wirrwarr von 3000 Vorschriften, denen Schulleiter und Lehrer in Deutschland ausgesetzt seien. Selbständige Schulen seien gefragt. Im Fächerkatalog müssten außerdem wieder Fächer wie Religion und Werteerziehung, aber auch Sport und Musik einen höheren Stellenwert erfahren. Und zuletzt gehörten wie in den Vereinigten Staaten Tugenden wie Disziplin und Verantwortung zum Bildungsbegriff. Liz Mohn: »Damit Bildung gelingen kann, bedarf es vielfältig aufeinander abgestimmter Anstrengungen aller Akteure. Wir müssen wieder lernen, gerecht und verantwortungsbewusst zu handeln«.
Eine Ausstellung im Foyer des Kolping-Forums im Hotel Aspethera macht deutlich, dass Bildungsgerechtigkeit nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in Deutschland ein Thema ist. Bildungseinrichtungen aus der Region stellen ihre Arbeit mit Familien und Jugendlichen, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderung vor.

Artikel vom 24.02.2007