24.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Strahlefrauen sonnen sich im Silberglanz

Langlauf-Männer trotz Protest nur WM-Vierte

Sapporo (dpa). Die Strahlefrauen des deutschen Langlaufs lagen sich nach ihrem »Silber-Coup« vor Freude juchzend in den Armen, das gescheiterte Traumduo der Herren zog dagegen nach Platz vier im Team-Sprint mit langen Gesichtern von dannen.

Mit einem couragierten Auftritt bescherten Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) und Claudia Künzel (Oberwiesenthal) der deutschen Mannschaft am Freitag die erste Medaille bei den nordischen Ski-WM in Japan. »Wir hatten nichts zu verlieren und sind erstmals mit freiem Kopf gelaufen«, sagte Künzel.
Kurz zuvor hatten Tobias Angerer (Vachendorf) und Axel Teichmann (Bad Lobenstein) einen der bittersten Momente ihrer Laufbahn erlebt. Das favorisierte Duo musste sich hinter Italien, Russland und Tschechien mit Platz vier abfinden. Daran änderte auch ein Protest gegen den tschechischen Schlussläufer Dusan Kozisek nichts, weil die Jury den Einspruch abschmetterte.
»Nach all der Kritik an den Leistungen der deutschen Frauen war das heute doch eine richtige Antwort«, sagte Künzel. Im Finale schüttelte sie ihre langjährige Dauerkonkurrentin im Sprint, Marit Björgen (Norwegen), ab. An der überragenden Läuferin der Saison, Virpi Kuitunen aus Finnland, gab es kein Vorbeikommen. »Insgeheim wollten wir die Medaille, wir haben miteinander immer davon gesprochen. Nur nach außen haben wir nichts gesagt, denn im Team-Sprint kann viel passieren«, sagte Künzel, die wie ihre Wunschpartnerin Evi Sachenbacher-Stehle eine unruhige Nacht hatte. »Ich war nervös wie eine 14-Jährige«, berichtete Sachenbacher-Stehle.
Die Kritik an ihrer Leistungsentwicklung, die Bundestrainer Jochen Behle in den vergangenen Tagen geäußert hatte, war nicht spurlos an ihr vorbei gegangen. »So etwas ist nicht einfach vor einer WM. Aber ich habe es aus dem Kopf heraus gebracht. Beweisen muss ich ihm eigentlich nichtss mehr«, meinte die Staffel-Olympiasiegerin von 2002, die auf ihren drei Runden beherzt auftrumpfte. Der Auftritt im fast leeren Super Dome bewog auch Behle zu einer Lobeshymne. »Damit war nicht unbedingt zu rechnen. Ich habe auf diese Aggressivität gehofft, denn sie waren scharf auf die Medaille. Das hat man immer gemerkt. Wie sie es aber umgesetzt haben, nötigt Respekt ab«, sagte der Trainer.
Dabei hatte er die ersten Runden der Damen-Entscheidung nur sporadisch mitbekommen, da er ständig zwischen Zielraum und Jury-Zimmer hin und her sprintete. Obwohl ZDF-Fernsehbilder belegten, dass der Tscheche Kozisek auf der Zielgeraden seine Spur verlassen und damit Axel Teichmann leicht behindert hatte, blieb Behles Protest erfolglos.
Die Ursache für den vierten Platz lag aber woanders. Nach dem letzten Wechsel war Teichmann am Anstieg in eine ungünstige Position geraten, wurde eingeklemmt und bis auf Rang sieben durchgereicht. »Da war die Tür zu und ich sah nur noch eine Chance im Dome. Aber das klappte nicht«, sagte Teichmann enttäuscht.

Artikel vom 24.02.2007