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Unverzichtbare Lektüre für Globetrotter

Bielefelder Reise Know-How-Verlag hält Bücher mit einem breiten Themen-Spektrum bereit

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Was haben Individualreisen nach Moskau, Island und Kuba gemeinsam? Sie beginnen meistens in Bielefeld. Alles, was der Globetrotter wissen sollte, findet er in den Bücher des hier ansässigen Reise Know-How-Verlages.

Welche Sehenswürdigkeit sollte ich auf keinen Fall verpassen? Wie finde ich den Weg dorthin? Welches Hotel ist billig und trotzdem schön und sauber? Wie sage ich in der Landessprache: Haben Sie ein Zimmer frei? Wieviel Geld zahle ich dem Rikschafahrer für eine Fahrt durch die Innenstadt?
Egal ob ich an einem wildfremden Ort ein Postamt suche oder ein Restaurant, eine Bushaltestelle oder einen guten Buchladen: Wer seine Reise nicht pauschal bucht, verbringt möglicherweise sehr viel Zeit damit, diese für den Alltag wichtigen Fragen zu beantworten. Als es die speziell auf Globetrotter zugeschnittenen Reiseführer noch nicht gab, fragte man einen Einheimischen oder einen anderen Weltreisenden, die damals oft Monate oder Jahre unterwegs waren und sich deshalb möglicherweise schon etwas länger am Ort aufhielten. Der Erfolg war allerdings nicht immer gesichert.
Aus dieser Erfahrung heraus entstanden in den 70-er Jahren die ersten Individualreiseführer. Meistens waren es ganz einfache Taschenbücher ohne viele Bilder, denn diese waren teuer. Schon auf den ersten Blick unterschieden sie sich von ihrer konservativen Konkurrenz, die sich vor allem an das Bildungsbürgertum richtete, auf praktische Informationen verzichtete und zudem fast ausschließlich europäische Reiseziele bediente.
Peter Rump, heute geschäftsführender Gesellschafter des Reise Know-How-Verlages, hatte selbst auf seinen ersten Fernreisen nach Indien, Sri Lanka und Indonesien nur Landkarten bei sich. Wie andere Globetrotter auch, führte er jedoch ein ausführliches Tagebuch, in dem er viele Details der Reise festhielt.
In Sri Lanka stießen Rump und seine Reisebegleiterin, beide damals Studenten für graphisches Design, in einem Second-Hand-Laden erstmals auf einen alternativen Reiseführer, der sich als Teil einer Reihe »Globetrotter schreiben für Globetrotter« ausgab. Sie reagierten begeistert -Êund griffen selbst zur Feder. Der Sri Lanka-Führer von Rumps Reisebegleiterin erschien als Band 15 der Globetrotter-Reihe. Rumps eigenes Buch über die beiden indonesischen Inseln Bali und Lombok war Band 19. Als Verlagsadresse diente Oerlinghausen bei Bielefeld, Rumps Wohnort.
Bei einigen Mitgliedern des Vereins »Globetrotter schreiben für Globetrotter«, darunter Peter Rump, entstand allmählich der Wunsch, die Arbeit zu professionalisieren. Der alte Verein wurde aufgelöst, ein neuer mit dem Namen Reise Know-How gegründet. In ihm konkurrierten allerdings nun mehrere Verleger miteinander.
Unter dem Zwang, sich abzustimmen, wurden jedem Mitglied eine bestimmte Anzahl von Ländern zugeteilt. Rump erhielt große Teile Asiens und Europa einschließlich Deutschland. »Später kamen Afrika, die Vereinigten Arabischen Emirate sowie einige Länder in Mittel- und Südamerika hinzu«, berichtet die heutige Pressesprecherin des Verlags, Birgit Hempel. Momentan besteht die Verlagsgruppe noch aus fünf Einzelfirmen. Der Hauptanteil jedoch befindet sich mit 75 Prozent in den Händen von Peter Rump.
Neben der geografischen Ausdehnung erweiterte der Bielefelder Reise Know-How-Verlag auch sein thematisches Spektrum. Zu den heute etwa 200 großen Reiseführern gesellten sich Städteführer, Reise-Erzählungen, »Kauderwelsch«-Sprachführer, Landkarten und Praxis-Ratgeber. Unter dem Titel »KulturSchock« Êinformiert eine andere Reihe über kulturelle Unterschiede, die ein Tourist beachten sollte. Aktuell wird das Verlagsprogramm in diesem Jahr außerdem in der neuen Reihe »Panorama« um interessante Bildbände angereichert.
Geblieben ist aus der Frühzeit der enge Kontakt zu den Lesern. Zuschriften mit Tipps oder Verbesserungsvorschlägen sind erwünscht und werden im Verlagsgebäude im Bielefelder Stadtteil Quelle sorgfältig abgeheftet -Êum sie bei der nächsten der meist im Zwei-Jahresrhythmus aufeinander folgenden Auflagen in den Text einzuarbeiten. Etwa 300 Autoren sorgen dafür, dass die Bücher aktuell bleiben und die weißen Flecken auf der Verlags-Landkarte immer weniger werden.

Artikel vom 03.03.2007