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Marco Thiel
ist geschockt

Das WV klärt DSC-Keeper auf

Von Elmar Neumann
Delbrück (WV). Als Marco Thiel am Montag das WESTFÄLISCHE VOLKSBLATT aufschlug, traf ihn diese Überschrift wie ein so unberechtigter wie unhaltbarer Elfmeter: »Delbrücker SC holt Keeper Kirchhoff«. Das saß. »Ich war geschockt. Von dieser Verpflichtung habe auch ich erst aus der Zeitung erfahren«, so Thiel, noch die Nummer eins des DSC.

In 16 Meisterschaftsspielen und der DFB-Pokal-Partie gegen den Zweitligisten SC Freiburg erhielt Thiel in dieser Saison den Vorzug gegenüber Andreas Büker. Allein gegen die Hammer SpVg., Oestrich-Iserlohn und die Spvgg. Erkenschwick war die Stammkraft verletzungsbedingt zum Zuschauen verurteilt. Die »1« hielt nicht immer wie eine solche (Spiel entscheidende Fehler beim 2:4 gegen den SC Freiburg und 0:1 gegen den SV Lippstadt) und hat doch sehr großen Anteil daran, dass der Delbrücker Sport-Club bislang die stärkste Saison der Vereinsgeschichte abliefert und sich völlig zurecht in der besseren Hälfte der vierten Liga festgesetzt hat. Auch des Vertrauens seines Trainers konnte sich Thiel sicher sein. Hätte er sich nicht verletzt, wäre selbst der Fehlgriff gegen Lippstadt ohne Folgen geblieben. »Ich mache an einer Szene keinen Torwartwechsel fest. Marco spielt gegen Hamm nur deshalb nicht, weil er verletzt ist«, sagte Roger Schmidt nach diesem bitteren 0:1.
Aber seit dem vergangenen Montag ist Marco Thiels Vertrauen erschüttert: »Es tut weh, wenn man so vor den Kopf gestoßen wird. Es ist die Art und Weise, von der ich so enttäuscht bin. Wenn man auf mich zugekommen wäre und mir gesagt hätte 'Marco, wir haben das und das vor' - das hätte ich noch akzeptieren können. Aber mit mir hat niemand gesprochen. So musste ich aus der Zeitung erfahren, was der DSC plant.«
Seit 2003 besetzt Marco Thiel beim Delbrücker SC den Posten zwischen den Pfosten. Im Sommer läuft sein Vertrag aus. An Motivation, den anspruchsvollen Job im Oberliga-Tor zu verteidigen, mangelt es nicht. Der routinierte Schlussmann weiß aber auch, dass mit Marco Kirchhoff nicht nur aufgrund dessen 1,96 Meter Körperlänge große Konkurrenz wartet: »Ich habe selbst erfahren, dass ein neuer Torwart in einem Verein einen gewissen Bonus genießt. Auch das gilt es zu bedenken. Ich fühle mich in Delbrück sehr wohl, warte aber nun erst auf ein klärendes Gespräch mit Roger Schmidt.« Befürchtungen, die neue Perspektive könnte sich negativ auf seine Leistungen Auswirkungen, hegt der Torwart Thiel nicht. Im Gegenteil: »Ich brenne immer von der ersten bis zur letzten Minute und werde mehr denn je versuchen zu zeigen, was der DSC an mir hat.«
Vergleichbare Leistungsnachweise kann Marco Kirchhoff bei seinem Noch-Arbeitgeber SC Verl in diesen Tagen nicht liefern. Seit dem 5:2-Sieg im Derby gegen den FC Gütersloh 2000 am elften Spieltag dieser Serie ist der Mann mit der Nummer eins nur noch zweiter Torwart beim SCV. Trainer Mario Ermisch hat den 28-jährigen Ex-Hövelhofer durch den 21-jährigen und nur 1,76 Meter großen Fatih Kalintas ersetzt.
Private Probleme werden als Erklärung für die aus inkonstanten Leistungen resultierende Verbannung auf die Bank angeführt. Schon bevor sich Kirchhoff für einen Zweijahresvertrag beim DSC entschied, soll sich der Tabellenvierte der Oberliga Westfalen nach einem Nachfolger umgesehen haben: Yorck Bergenthal, Spielertrainer des VfB Fichte Bielefeld.

Artikel vom 21.02.2007