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»Super-Hannibal« räumt den Wald auf

Orkanschäden noch viel schlimmer: 600 000 Bäume liegen flach - Hilfe aus Bayern naht

Von Karl Pickhardt»Super-
Kreis Paderborn (WV). Orkan »Kyrill« hat in den Paderborner Staatswäldern weitaus schlimmere Verwüstungen angerichtet als zunächst angenommen. Vier Wochen nach dem Sturm korrigierte das Forstamt Paderborn gestern seine Schadensschätzung nach oben. Etwa 600 000 Bäume oder 300 000 Festmeter Holz liegen am Boden.

»Und es kann noch schlimmer kommen«, fürchtet Forst-Pressesprecher Jan Preller (30) einen weiteren Anstieg der Schadenszahlen. Derzeit sind kreisweit zehn Harwester in den 20 000 Hektar Staatswäldern nahezu im Dauereinsatz, um die entwurzelten Bäume aus den Windbruch-Bereichen zu holen.
Jetzt kommt zusätzlich Hilfe aus Bayern: Zum nächsten Wochenende rücken aus dem Allgäu zwei Stark-Harwester vom Typ Hannibal an, die als Kettenfahrzeuge mit 15 Meter weiten Greifarmen jede Woche jeweils 1 000 Festmeter Holz ernten. Ein Harwester schneidet Bäume ab, entästet Stämme und längt sie auf gewünschtes Maß ab.
An den Wegrändern in den Wäldern werden jetzt vermehrt so genannte Holzpolter in beträchtlicher Höhe aufgestapelt. Oberforstrat Johannes Flieger (52) vom Staatlichen Forstamt Paderborn warnt davor, diese Holzpolter zu beklettern. »Die Stämme können sich bewegen«, so Flieger. Klettern auf Holzpoltern könne zur tödlichen Gefahr werden.
In den heimischen Forstämtern fragen derzeit offenbar viele Ofen- und Kaminbesitzer an, ob sie in Windbruchgebieten selbst kostengünstig Brennholz werben dürfen. Das Forstamt Paderborn duldet keine Selbstwerbung in Windbruchgebieten, weil die Gefahren viel zu hoch seien. Die noch nicht abgesägten Bäume stünden vielfach unter enormer Spannung und können beim Hochschnellen Menschen erschlagen. Im Sauerland, so Jan Preller, hätten sich bereits mehr als 30 Unfälle bei Waldarbeiten ereignet. Auch im Ringelsteiner Wald bei Büren war vor einigen Wochen ein Waldarbeiter schwer verletzt worden.
Das Forstamt kündigte an, demnächst Brennholz aus Windbruchgebieten privaten Interessenten anzubieten. Vorher müssten aber gefährliche Bäume abgesägt sein.
In den nächsten Tagen will das Forstamt Paderborn die Aufräumarbeiten mit Groß-Maschinen vorantreiben. Im Durbeketal an der Beke in der Nähe des alten Forsthauses wird in Altenbeken ein Nassholz-Lager für 15000 Festmeter angelegt. Trockenholzlager entstehen an einer einstigen Kreisstraße an der Aabach-Talsperre bei Bleiwäsche sowie in Büren-Ringelstein. Von diesen Lagern aus werden nach und nach vornehmlich heimische holzverarbeitende Betriebe bedient. Das Forstamt will damit sicherstellen, dass trotz Ernteausfälle in den nächsten Jahren der Holzmarkt bedient werden kann.
In den Staatswäldern besteht weiterhin ein Betretungsverbot. Nur Wege dürfen benutzt werden. Wanderer müssen sich allerdings auf knöcheltiefen Schlamm auf diesen Wegen einrichten. Die schweren Maschinen setzen dem Boden zu.
Sorge bereitet den Förstern der Borkenkäfer, der in umgestürzten Bäumen reichen Brutraum finde. »Wir müssen sehen, dass wir das Holz möglichst schnell aus den Windbruchgebieten bekommen«, meinte Jan Preller. Dabei soll Hannibal helfen.

Artikel vom 21.02.2007