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Der Westfalen Hof sorgte für kulinarische Freuden.

Eine freche Show mit rasanten Tonfolgen

Martin Schmitt gestaltet Soirée im Westfalen-Hof - Niveauvoll-vielseitiger Entertainer

Von Henrike Kopmann
Rahden (WB). »Dass er es zur Wiederholung der Wiederholung geschafft hat, zeugt nicht von der Einfallslosigkeit der Veranstalter, sondern von der Qualität des Künstlers.« Zur achten KÜL-TÜR »Soirée« griff Vorsitzender Detthard Wittler auf einen Garanten spritziger Unterhaltung zurück: Bluespianist und Entertainer Martin Schmitt zog die Gäste im Westfalen Hof in seinen Bann.

1996 hatte Schmitt sein Debüt vor Rahdener Publikum. 2000 folgte ein zweiter Auftritt und auch die »Wiederholung der Wiederholung« sollte ein Highlight werden. »Alone with the blues« - Dieser Titel ließ eher melancholische Klänge vermuten. Was die Gäste erwartete, war jedoch überschäumende Stimmung, hochkonzentriert. »1938 nach dem ersten Auftritt der Boogie-Woogie-Boys schrieb ein Rezensent: ÝAm Ende hat man das Publikum aus den Kronleuchtern zurückholen müssenÜ«, zitierte Schmitt.
Während des »Boogie-Woogie-Jumps« blieben die Kronleuchter im Spiegelsaal des Westfalen Hofs zwar unversehrt, aber der angenehm erhöhte Pulsschlag und ein vibrierendes Trommelfell ließen keinen Zweifel an der Sogkraft des Boogie-Woogies. Rasante Tonfolgen und fliegende Fingerwechsel meisterte der Virtuose mit spielerischer Leichtigkeit - und selbstverständlich ganz ohne Notenblatt. »Links geht die Melodie nach unten, dann die linke Hand zur rechten führen. Bass-Ton und der darüber liegende Akkord«, gewürzt mit einem Schuss Selbstironie verriet Schmitt die »technischen Anweisungen zum Mitschreiben«.
Nach anfänglichem Kommentar im Stakkato-Stil steigert er sich in »musikalische Ekstase«: Ragtime-Rhythmen elektrisieren die Luft. Spätestens beim »fulminanten Finale« weiß der Zuhörer, dass das, was Schmitt schelmisch als »kleinen rhythmischen Trick« bezeichnet, mit Magie in Verbindung steht.
»Ein Minutenpreis von zehn Euro«, erzählt Schmitt von seiner letzten Begegnung mit einer Politesse. Nachdem er dieser gesagt habe, sie gehöre zu den wenigen Frauen, »die auf der Straße« einem anständigen Gewerbe nachgingen, sei es teuer geworden. Doch aus dem Munde des neckisch-charmanten »Lausbuben« verfehlten auch Witze unterhalb der Gürtellinie ihre Wirkung nicht.
Ob die Erklärung politischer Systeme anhand zweier Kühe, die lispelnden Lehrer seiner Kindheit oder Trunkenheit im Kirchenchor - die Lacher waren auf seiner Seite.
Als Tubist sei man die letzte Pfeife, berichtet Schmitt von den Frustrationen seiner musikalischen Jugend. Bei den alljährlichen Weihnachtskonzerten seien ihm die Lippen am Instrument festgefroren. Als Lohn gab es fünf Mark und Wiener-Würstchen. Den ultimativen Angriff auf das Zwerchfell startete der Entertainer mit seiner Tuba-Imitation. Natürlich wurde die Performance ohne Blasinstrument, sondern allein durch kreativen Lippen-Einsatz bewältigt.
In Ray CharlesÕ »That lucky old sun« und einer Eigenkomposition schlug Schmitt ruhige Töne an. Doch bei Titeln wie »Hit The Road Jack« und dem interaktiven Showcharakter war anfliegende Melancholie umgehend davon geblasen.
Neben musikalischen standen kulinarische Genüsse auf dem Programm: Sebastian Langer und sein Team vom Westfalen Hof verwöhnten nach allen Regeln der Kunst: Im US-amerikanischen Ambiente wurden gefüllte Putenkeule in Whiskey-Orangen-Sauce und Maisplätzchen serviert. Weißes Mohn-Mousse komplettierte das Menü.
Musikalisch, komödiantisch und kulinarisch - auch in diesem Jahr entpuppte sich die Kul-Tür »Soirée« als ein »Fest der Sinne«. Gesponsert wurde die Veranstaltung unter anderem von der Zahnarztpraxis Savenije.

Artikel vom 20.02.2007